Bäckerbrot und Bergkristall: Nach den Aufzeichnungen von Gisela Pekrul
221Bäckerbrot und Bergkristall: Nach den Aufzeichnungen von Gisela Pekrul
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Overview
Klaus Möckel, der am 4. August 1934 im sächsischen Kirchberg geboren wurde, erlernte zunächst den Beruf eines Werkzeugschlossers, studierte später in Leipzig Romanistik und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Jena. Danach war er als Lektor für romanische Literatur in Berlin tätig. Beim Verlag Volk und Welt machte er sich bald einen Namen als Herausgeber, Übersetzer und Nachdichter vor allem moderner französischer Dichter. Seine 1963 veröffentlichte Dissertation hatte Möckel über den Autor des Kleinen Prinzen geschrieben: 'Die Rolle der bürgerlichen Gesellschaft bei der Herausbildung von Antoine de Saint-Exupérys Weltanschauung'. Seit 1969 arbeitet der Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer als freier Autor. Seither veröffentlichte er fast 50 Bücher: Spannende Krimis, anspruchsvolle Science-Fiction-Bücher, sehr gut recherchierte historische Romane, einfühlsame Lebensberichte und wunderschöne Kinderbücher, darunter Erfolgstitel wie 'Hoffnung für Dan' und 'Die Gespielinnen des Königs' sowie die literarischen Vorlagen für die Polizeiruf-110-Folgen 'Drei Flaschen Tokaier' und 'Variante Tramper'. Hinzu kommen 14 Herausgaben und 19 Übersetzungen aus dem Französischen, Spanischen und Russischen. Möckel arbeitete häufig, vor allem bei Übersetzungen, mit seiner Frau Aljonna Möckel zusammen und verfasste gemeinsam mit ihr unter dem Pseudonym Nikolai Bachnow mehrere Fortsetzungsbände zu den Märchenromanen Alexander Wolkows wie 'Die unsichtbaren Fürsten' und 'Der Hexer aus dem Kupferwald'.
Product Details
ISBN-13: | 9783863948054 |
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Publisher: | EDITION digital |
Publication date: | 01/01/2012 |
Sold by: | CIANDO |
Format: | eBook |
Pages: | 221 |
File size: | 26 MB |
Note: | This product may take a few minutes to download. |
Language: | German |
About the Author
Read an Excerpt
Marta war zwanzig, Paul Grabs sechsundzwanzig Jahre alt, als sich ihre Wege auf nicht alltägliche Weise kreuzten. Ein Bäcker wurde in ihrem Betrieb gesucht, und ganz unabhängig voneinander wandten sich zwei der bereits beschäftigten Gesellen an den Meister.
"Chef, wenn's recht ist, wüsste ich da einen Kumpel. Er ist ein guter Bäcker, zuverlässig und sucht dringend Arbeit. Soll ich mal mit ihm reden?"
"Meester, ich kenn da jemanden in Halle, der ist schon 'ne ganze Weile arbeitslos. 'Ne ehrliche Haut und einer, der unser Handwerk vom Teigkneten an gelernt hat, um 's mal so auszudrücken. Ist schon in der Welt rumgekommen und hat überall gute Zeugnisse gekriegt. Das wär bestimmt der Richtige für uns."
Der Meister denkt bei sich, dass zwei Bäcker besser als einer sind, da kann er auswählen. "Na gut", sagt er zu dem ersten Gesellen, wenn du meinst, dass dein Mann zuverlässig und für die Stelle geeignet ist, dann soll er sich mal bei mir vorstellen. Ich guck ihn mir gerne an."
Und etwas später am Tag zum anderen: "Was du sagst, klingt ja vielversprechend. Soll dein Bekannter ruhig bei mir vorbeischaun, damit ich mir ein Bild machen kann. Aber er darf nicht zu lange warten. Da klopfen viele an."
Gleich nach Feierabend schwingt sich der eine Geselle aufs Rad, denn er möchte dem Freund wirklich helfen, und er weiß, dass es auf Schnelligkeit ankommt. In der Saalestadt, am Haus, wo Paul Grabs wohnt, angelangt, steht da schon jemand, den er kennt. "Mensch, Erwin, was machst du denn hier?"
"Ich will zu Grabs. Der Meester sucht doch 'nen Bäcker. Da dacht ich mir..."
Der andere Geselle fängt an zu lachen. "Deshalb bist du hier! Also weißt du! Hätt'st doch was pfeifen können. Ich hab auch gleich an Paul gedacht."
"Und warum hast du nichts gesagt?"
Ja, warum. Die beiden lachen wieder und beschließen, die verheißungsvolle Botschaft gemeinsam zu überbringen. Einer hinter dem andern stapfen sie die Treppe hoch und klopfen an die Tür. Eine wirklich freudige Überraschung.
Am nächsten Morgen macht sich Paul Grabs beizeiten und voller Hoffnung nach Klitzschmar auf. Der Meister, als er die Geschichte erfährt, lacht gleichfalls. "Eigentlich wollte ich ja zwischen zwei Bäckergesellen auswählen", erklärt er. "Aber wenn ihr beide denselben meint, dann muss es ja der Richtige sein."
Auf diese Weise bekam Vater seine neue Stelle und Mama einen Kollegen, der erstaunlich oft bei ihr am Arbeitsplatz vorbeischaute. Und zwar nicht, um nachzugucken, ob sie alles richtig machte. Was danach kam, ahnt jeder, und es war nur noch für die beiden ungewöhnlich. Marta war ein hübsches Mädchen. Wenn ich im Album blättere, stelle ich sogar fest, dass man sie, entsprechend in Positur gebracht, durchaus als schöne junge Frau bezeichnen kann.