Diese wilden, wunderbaren Jahre
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Diese wilden, wunderbaren Jahre
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Product Details

ISBN-13: 9783843717809
Publisher: Ullstein Ebooks
Publication date: 09/07/2018
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 368
File size: 3 MB
Language: German

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Wie so oft wurde Emily um acht von der kalifornischen Sonne geweckt, die in ihr Zimmer schien. Sie drehte sich im breiten Bett um und streckte sich, und dann spürte sie den vertrauten Anflug von Verzweiflung, den sie jeden Morgen verspürte, als wäre sie verlassen worden. Ken war schon wieder aus dem Haus, auf ihn wartete ein interessanter Tag, und er hatte sich nicht einmal verabschiedet. Er nannte das Rücksichtnahme. Er war das Phantom des Hauses, und Emily sollte nach all den Jahren daran gewöhnt sein, aber noch immer lief sie wie ein Kind ans Fenster im Flur, um auf die Auffahrt zu schauen, ob sein kleiner Sportwagen noch dort stand. Das tat er nicht. Nur ihr Mercedes Zweisitzer stand dort, ganz allein. Sie hoffte, dass niemand, der einen Raubüberfall oder Schlimmeres im Sinn hatte, vorbeifuhr und sah, dass jemand ganz allein zu Hause war. Deswegen hatte sie den Kombi auch nicht verkaufen wollen, doch Ken war der Meinung gewesen, es sei albern, ihn zu behalten, jetzt, wo die Kinder ausgezogen waren, und außerdem hatte er jetzt ja ihnen Autos kaufen müssen, und keiner von beiden würde sich je in etwas so Spießigem wie einem Kombi blicken lassen.

Aus der Ferne hörte sie die Stimmen der Männer – Mexikaner, Japaner –, die auf den Nachbargrundstücken arbeiteten, und wie jemand eine Hecke beschnitt. Ansonsten war alles still. Ein Vogel krächzte. Ein Wagen fuhr mit einem Affenzahn vorbei; jemand auf dem Weg zur Arbeit. Weit unter ihr, weichgezeichnet im morgendlichen Dunst, sah sie Los Angeles, wo all die anderen Menschen gerade ihren Tag begannen. Sie sollte ihren Tag auch beginnen, ehe Adeline da war, ansonsten hätte sie keinen Augenblick mehr Ruhe.

Zu spät. Brummender Motor, qualmender Auspuff, da war Adelines gewaltiges und uraltes Kabrio, das so tief über der Erde lag wie ein Boot. Der reinste Spritschlucker, wie Adeline es nicht müde wurde, sich bei Emily zu beklagen, obwohl doch Ken für das Benzin bezahlte. Sie hätten ihr den Kombi geben sollen. Aber Ken, der Adeline vergötterte, fand, Emily sei doch verrückt, so etwas zu denken. Warum denn nicht, fragte sie, wo doch andere auch einen Wagen für ihre Haushälterin anschafften, und der Kombi war doch schon alt und nicht mehr viel wert? Ken war explodiert.

Ken, der stets großzügig wie kein anderer gewesen war, hatte bei den merkwürdigsten Dingen Geiz entwickelt. Im einen Moment bestellte er unzählige Kisten des besten, teuersten Weins, weil jemand ihn empfohlen hatte, und im nächsten funkelte er Emily wütend an, weil sie ein Kleid gekauft hatte, was sie ohnehin selten tat, weil sie sich nicht sonderlich für Shopping interessierte. Sie mochte es nicht, wenn Ken sie verrückt nannte – es erinnerte sie an die Zeit, als sie es gewesen war, und sie wünschte, er würde sich etwas anderes einfallen lassen, womit er sie beschimpfen konnte. Er wusste, wie es ihr damit ging, und sie hatte den schrecklichen Verdacht, dass er es mit Absicht tat, was ihm ebenfalls so gar nicht ähnlich sah. Vielleicht konnten sie sich zusammensetzen und darüber sprechen, was hier vor sich ging, wenn sie ihn denn jemals erwischte, wenn er allein war und nicht abgespannt.

Als Emily nach unten kam, saß Adeline beim Frühstück am Küchentisch und las Zeitung. In der Luft hing der Geruch nach gebratenem Speck, wie ein Vorwurf, eine Herausforderung in diesem enthaltsamen Haushalt, in dem es nie dunkles Fleisch gab.

»Guten Morgen, meine Liebe!«, trällerte Adeline.

»Guten Morgen, Adeline. Machen Sie sich keine Mühe, ich hole mir selbst etwas, essen Sie nur in Ruhe Ihr Frühstück«, sagte Emily. Sie schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und steckte eine Scheibe kalorienreduziertes Brot in den Toaster. Adeline hatte vor fünf Jahren angefangen, bei ihnen zu arbeiten, und ganz allmählich hatte sie die Macht darüber übernommen, wer was tat. Sie hatte Emily so weit eingeschüchtert, dass sie sich wie eins der Kinder benahm. Adeline war halb Afroamerikanerin, halb amerikanische Ureinwohnerin, massig, starrsinnig und undurchschaubar, und sie wirkte alterslos und gab auch nichts preis, aber Emily musste ihr ihr Gehalt bar auf die Hand geben, damit sie bei ihnen blieb.

Inzwischen kümmerte Adeline sich um sämtliche Mahlzeiten, und Emily bekam eine Einkaufsliste für den Supermarkt in die Hand gedrückt – Emily, die mit Vorliebe gekocht und unzählige Kurse zu sämtlichen Küchen der Welt belegt hatte, wurde nun nur noch an Adelines freien Tagen Zutritt in ihre eigene Küche gewährt. Ken fand, Adeline sei ein Juwel, Kate und Peter ließen sich gern von ihr verwöhnen, Emily konnte sie nicht ausstehen, kam aber inzwischen auch nicht mehr ohne sie zurecht, und niemand konnte je auch nur erahnen, was Adeline dachte.

Die Kinder würden zum Abendessen kommen, und Emily sah schon die lange Einkaufsliste auf dem Küchentresen und dass die Backbleche für die Kekse bereitlagen. Sie wünschte, sie könnte zumindest die Kekse backen. Kekse waren Liebe.

»Sie gehen besser früh los, bevor es bei Gelson's zu voll wird«, bemerkte Adeline.

Oh Gott, Donnerstag! Coupon-Tag. Der Tag, an dem es die ganzen Anzeigen für Sonderangebote in der Zeitung gab. Adeline hätte sie schon gestern hinschicken sollen ... oder sie hätte selbst daran denken und darauf bestehen sollen.

»Vielleicht gehe ich woanders hin«, sagte sie zaghaft.

»Ich mag Gelson's«, sagte Adeline in einem Ton, der eindeutig besagte, Emily begehe einen großen Fehler. Emily kannte diesen Ton noch aus ihrer Kindheit, wenn sie mit ihrer Mutter Kleidung einkaufen gegangen war. Hatte sie deswegen solche Angst davor, Adelines Wohlwollen zu verlieren, dass es ihr bisweilen vor Beklemmung die Kehle zuschnürte, wenn Adeline nicht einer Meinung mit ihr war? Würde man nicht nach all den Jahren Psychoanalyse annehmen, dass sie das zwanghafte Bedürfnis, es allen recht zu machen, abgelegt hätte? Sie war das brave Kind, die gute Ehefrau, die gute Mutter, und sie war unsichtbar.

»In Ordnung, ich fahre zu Gelson's.«

Als sie schließlich geduscht und sich die Haare gewaschen, sich angezogen und etwas Make-up aufgelegt hatte – man wusste schließlich nie, ob man jemandem über den Weg lief, der dann erzählte, wie fürchterlich man aussah –, wusste Emily, dass es schon zu spät war. Ewig kurvte sie in der Tiefgarage unter dem riesigen Supermarkt umher, verzweifelt auf der Suche nach einem Parkplatz, und als sie schließlich einen fand, lag er so weit weg, dass er schon zu einem anderen Geschäft gehörte. Dann der endlose Gang durch die Kohlenmonoxid-Abgase all der Autos; Emily versuchte, nicht zu atmen, und war sich nur zu bewusst, dass es ihr doppelt so lang vorkommen würde, wenn sie auf dem Rückweg einen beladenen Einkaufswagen vor sich her schob. Adeline erinnerte sich an alles, was Peter je gern gegessen oder getrunken hatte, und sie hatte alles auf die Liste gesetzt, weil sie ihm ein Carepaket mitgeben wollte. Kate aß nur wenig, weil sie nicht zunehmen wollte, und obwohl sie immer ganz höflich Kekse mit nach Hause nahm, war Emily doch sicher, dass sie sie weiter verschenkte.

Emily tat es beinahe leid, dass ihre beiden Kinder am selben Abend zum Essen kamen, denn wenn sie zusammen waren, schien es ihr, als hätten sie Geheimnisse, in die Ken und sie selbst nicht eingeweiht waren. Die schwer greifbare Kate mit der rauchigen Stimme, deren Blick einen auf Distanz hielt ... Emily hatte sich schon oft gefragt, wem, wenn überhaupt jemandem, je Zutritt zu Kates Welt gewährt wurde außer Peter, und sogar bei ihm war sie sich nicht sicher. Peter war ausnahmslos höflich und respektvoll gegenüber seinen Eltern, weil er fand, dass sich das so gehörte. Es hatte kaum etwas mit seinen Gefühlen zu tun. Manchmal fragte Emily sich, ob er überhaupt Gefühle hatte, so tief verborgen waren sie. Er weigerte sich, Angst oder Verletzlichkeit oder auch nur irgendwelche Zweifel zuzugeben. Wenn er etwas fragte, und er fragte viel, dann, weil er etwas lernen wollte. Immer wieder versicherte er einem, dass er so viel wie möglich lernen wolle, damit er Erfolg haben würde. Weder Kate noch Peter berührten ihre Mutter, wenn es sich vermeiden ließ; nie gaben sie ihr einen Kuss. Natürlich ließen sie es zu, dass Emily sie umarmte und küsste, so behandelte man schließlich seine Mutter. Im Umgang miteinander lachten sie und zwinkerten sich zu, klopften sich gegenseitig auf den Rücken und tauschten Blicke aus, die wie in Kurzschrift ein ganzes Leben abdeckten, aus dem andere ausgeschlossen waren. Sie waren wie zwei Kinder, die sich aneinander festklammerten, damit sie nicht untergingen ...

Zwei nassglänzende Köpfchen, die auf der Wasseroberfläche wippten. Ein türkisfarbener Pool ... nackte gebräunte Ärmchen, die grellorangen Schwimmwesten verstaut im Geräteschrank ...

Und eine Mutter, die nicht kam, als Kate schrie ...

Emily verbannte die Bilder aus ihren Gedanken und stapfte mit ihrem beladenen Einkaufswagen entschlossen durch die Tiefgarage. Später gäbe es ein köstliches Essen, und sie alle würden einen richtig schönen Abend zusammen verbringen. All das war lange her, damals war Emily selbst fast noch ein Kind. Vielleicht erinnerten sie sich nicht einmal daran.

Wie konnten sie sich nicht daran erinnern? Kate hatte es Ken selbst erzählt. Und dann hatte Ken ein Kindermädchen angestellt und Emily zur Nervenklinik gefahren und sie dazu gebracht, sich selbst einzuweisen. Sicherlich wussten die Kinder noch, dass sie sie allein gelassen hatte; sie war sechs Monate weg gewesen. Nach ihrer Rückkehr war Emily so beschäftigt mit ihren eigenen Problemen gewesen und damit, wieder gesund zu werden, dass es ihr nie in den Sinn gekommen war, sich zu erkundigen, ob das, was passiert war, den Kindern Schaden zugefügt hatte. Es nahm sie völlig in Beschlag, eine gute Mutter zu sein, Kate und Peter zu den Terminen eines voll ausgefüllten Tags in Südkalifornien zu fahren – Schule, Unterricht, Verabredungen, Sport –, und gleichzeitig mit ihrer Psychoanalytikerin herauszufinden, warum sie ihre Kinder noch immer nicht leiden konnte, bis sie es schließlich geschafft hatte; bis kein einziges Fünkchen Groll mehr in ihr zurückblieb.

Außer in den seltenen Augenblicken, in denen ihr klar wurde, dass ihre Kinder noch ihr ganzes Leben vor sich hatten und ihr eigenes vorbei war. Und dass sie so viel mutiger waren, als Emily es je gewesen war.

Wieder zu Hause half Adeline ihr beim Ausladen. »Gott, ist das heiß«, sagte Emily.

»Das ist es. Ich kann es nicht ertragen, wenn es so heiß ist.«

In der Küche trank Emily eine Dose künstlich gesüßten Eistee und warf einen Blick auf die Post, während Adeline die restlichen Einkäufe wegräumte. Emily wusste nicht, weshalb sie stets das Gefühl hatte, sie müsse in Adelines Gegenwart bleiben, anstatt dass sie den Eistee am Pool oder in ihrem Zimmer trank; irgendetwas, vielleicht die gleichen unbenannten Schuldgefühle, veranlassten sie dazu, Adeline überallhin zu folgen, um sich mit ihr gut zu stellen.

»Ich habe vergessen, Butter aufzuschreiben«, sagte Adeline.

Emily seufzte. »Muss ich wirklich nochmal losfahren?« »Ohne Butter kann ich nicht kochen. Tut mir leid, meine Liebe.«

Widerwillig fuhr Emily die gewundene Straße zurück. Das macht sie ständig. Ich weiß nicht, warum sie mir das antut. Dabei schmecken meine Kekse viel besser als ihre; ihre sind so fettig. Meine sind weich und klebrig und wunderbar ... Sie hielt an dem kleinen Lebensmittelladen an, der näher lag als der Supermarkt, und kaufte zwei Pfund Butter, natürlich von Adelines Lieblingsmarke, auch wenn es nicht ihre eigene Lieblingsmarke war. Sie wollte nicht riskieren, von Adeline mit bösen Blicken bombardiert zu werden und eine Stunde lang zuhören zu müssen, wie sie mit den Töpfen schepperte. Als Emily wieder nach Hause kam, war es schon Zeit, zu ihrer Stelle im Krankenhaus zu eilen.

Das Children's Hospital war neu und schön und in fröhlichen Primärfarben dekoriert, die die kleinen Kinder, deren Leben von Krankheit und Schmerzen bestimmt waren, die sie nur zum Teil verstehen konnten, aufmuntern sollten. Die meisten Ehrenamtlichen waren in Emilys Alter, die Krankenschwestern waren jung, und die Spielelady, Suzanne, die auch Emilys Vorgesetzte war, war achtundzwanzig. Die Spielelady durfte Alltagskleidung tragen, doch Emily musste eine alberne pastellfarbene Schürze überziehen. Die Spielelady war beinahe zwanzig Jahre jünger als Emily. Sie hatte die Art leitende Position, die Emily vor Jahren selbst besetzt hatte, als sie Ken gerade erst geheiratet hatte und eine psychiatrische Sozialarbeiterin war, die man respektierte. Jetzt war sie einfach nur eine Gehilfin. Dennoch, wenn sie den Kindern half, ihre Ängste und Wut auszuleben, in der Hoffnung, dass Emily ihr Leben dadurch ein wenig erträglicher machte, erfüllte es sie für ein paar Stunden. Die Kinder mochten Emily, und sie verstand sich gut mit ihnen. Wenn eins der Kinder fehlte, bekam sie es jedes Mal mit der Angst – sie wusste, wenn sie nach Hause gehen durften, weil sie schon vorher davon erzählten, aber wenn sie einfach verschwanden, wusste sie, dass etwas Schreckliches passiert war. Erleichtert stellte sie heute fest, dass alle Kinder, die sie kannte, noch da waren. Ein neues verängstigtes Gesicht war unter ihnen, verborgen unter einer tief heruntergezogenen Baseballmütze. Keine Haare: Chemotherapie. Krebs. Mit einem flüchtigen Blick prüfte sie, ob der Junge noch beide Beine hatte.

»Hallo! Ich bin Emily. Wie heißt du?«

Ein trauriges, leises Murmeln. Emily nahm den Jungen in den Arm.

»Emily, holen Sie Papier und Farben«, sagte Suzanne. »Wir spielen heute Matisse. Oder Star Wars. Kommt ganz darauf an.« Emily ging zum Wandschrank und holte das Material. »Oh, wir brauchen noch viel mehr als das«, sagte Suzanne.

»Ich hole noch mehr.« Emily bemühte sich um einen freundlichen Ton. Warum kommandierten alle sie herum? Trotzdem, sie hatte solches Glück, dass sie gesund war und gesunde Kinder hatte, und dass sie von zu Hause weggekommen war; sie sollte sich über nichts beklagen.

Die Zeit verging wie im Flug. Der neue kleine Patient nannte ihr seinen Namen, und sie bemalte seine Baseballmütze mit goldenen Sternen. Dann ließ sie ihn ein Monster auf ihren Arm malen, Haare auf ihre Hand und Klauen auf ihre Finger. Schon bald lachte er. Nach der Spielstunde gingen Emily und Suzanne für einen Kaffee in den Aufenthaltsraum.

»Sagen Sie«, setzte Suzanne an, »eine der Frauen hat mir erzählt, dass Sie die Mutter von Kit Barnett sind.« »Ja.« Es war das erste Mal, dass man sie im Krankenhaus mit Respekt ansprach.

»Das wusste ich gar nicht. Sie hat ja einen anderen Nachnamen.«

»Sie heißt immer noch Kate Buchman. Aber beruflich nennt sie sich Kit Barnett.«

»Ich finde sie großartig«, erklärte Suzanne. »Ich habe sie ein paarmal im Fernsehen gesehen. Wenn ich mitbekomme, dass sie irgendwo mitspielt, versuche ich, es mir anzuschauen.« Es war auch das erste Mal, dass die Spielelady so ausführlich mit Emily sprach. »Wie ist sie denn so?«

»Wie meinen Sie das?«

»Im echten Leben. Wie ist sie da so?«

Ich bin nicht sicher, ob ich das weiß. Sie ist zwar meine Tochter, aber ich kenne sie im Grunde auch nicht. »Eine ganz normale junge Frau«, antwortete Emily leichthin. »Fleißig, engagiert. Ich bin sehr stolz auf sie.«

»Na dann, wenn Sie sie sehen, sagen Sie ihr, sie hat einen Fan.«

»Ich sehe sie heute Abend«, sagte Emily.

»Ach. Schön.« Suzanne nickte und lächelte, und Emily nickte und lächelte ebenfalls, und dann gingen sie jede ihres Wegs. »Dann noch einen schönen Abend«, rief Suzanne ihr noch hinterher.

Im Wagen, der im Berufsverkehr nur im Schneckentempo vorankam, dachte Emily bei sich: Ich bin berühmt. Ich bin die Frau von Ken Buchman und die Mutter von Kit Barnett. Da würde sich meine Studienberaterin in Radcliffe aber freuen.

In der Küche roch es himmlisch. »Doktor Buchman hat angerufen«, begrüßte Adeline Emily. »Er hat noch ein Meeting und lässt ausrichten, dass Sie ohne ihn anfangen und ihm etwas aufheben sollen.«

Emily wurde es schwer ums Herz. »Haben Sie ihn daran erinnert, dass die Kinder kommen?«

»Das weiß er.«

Als Ken die letzten Male »Meetings« gehabt hatte, hatte es bis zehn oder elf Uhr gedauert, und als er dann nach Hause kam, war er missmutig gewesen und hatte nicht reden wollen. Emily war überzeugt gewesen, dass seine Frauengeschichten vorbei waren, aber jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher. Was mochte es sonst sein? Dermatologen hatten keine Meetings, und sie arbeiteten auch nicht bis elf Uhr abends. Vielleicht war er nur mit einem Freund auf einen Drink in die Polo Lounge gegangen, so wie er es manchmal tat; aber es war rücksichtslos, wenn er das machte, da die Kinder ihn doch auch sehen wollten. Sie aßen immer um sieben, so dass Adeline nach Hause fahren konnte. Bis sieben konnte man doch sicherlich schon genug Drinks gehabt haben. Nun ja, sie würde sich nicht mit ihm streiten. Sie würde ihr Bestes geben, damit es zu einem schönen Abend für sie alle wurde.

(Continues…)


Excerpted from "Diese wilden, wunderbaren Jahre"
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