Leichenraub

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Overview

Im Anfang war der Tod …
Julia Hamill gräbt gerade den Garten ihres kürzlich erworbenen Hauses um, als sie einen grausigen Fund macht: den skelettierten Schädel eines Menschen. Mit den Mitteln der modernen Gerichtsmedizin kann Dr. Maura Isles die harten Fakten schnell bestimmen: Die Leiche ist knapp zweihundert Jahre alt – eine Frau, die ganz offensichtlich einem Mord zum Opfer fiel. Doch wer ist die unbekannte Tote? Und wer hat sie im Garten des alten Hauses verscharrt? Diese Fragen lassen Julia Hamill keine Ruhe, und sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Eine alte Kassette voller Dokumente führt sie dabei in die Vergangenheit Bostons – zu den ersten Versuchen, mithilfe von Forensik, Pathologie und Autopsien einen Kriminalfall zu lösen. Und zu dem Medizinstudenten Norris Marshall, der hofft, einen gefährlichen Frauenmörder zu stellen – und, vom Ehrgeiz verblendet, seine einzige Zeugin in höchste Gefahr bringt …

Product Details

ISBN-13: 9783641026875
Publisher: Limes
Publication date: 07/27/2009
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 448
File size: 1 MB
Language: German

About the Author

About The Author
So gekonnt wie Tess Gerritsen vereint niemand erzählerische Raffinesse mit medizinischer Detailgenauigkeit und psychologischer Glaubwürdigkeit der Figuren. Bevor sie mit dem Schreiben begann, war die Autorin selbst erfolgreiche Ärztin. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Thriller »Die Chirurgin«, in dem Detective Jane Rizzoli erstmals ermittelt. Seither sind Tess Gerritsens Thriller um das Bostoner Ermittlerduo Rizzoli & Isles von den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Maine.

Read an Excerpt

20. März 1888

Liebste Margaret,
ich danke Dir für Deine freundlichen Zeilen, in denen Du mir so aufrichtig Dein Beileid zum Tod meiner geliebten Amelia aussprichst. Dieser Winter ist eine sehr schwere Zeit für mich gewesen - bringt doch, wie es scheint, jeder Monat Nachricht vom Hinscheiden eines weiteren alten Freundes, dahingerafft von Krankheit und Altersschwäche. Nun muss ich mit tiefer Schwermut auf die rasch dahinschwindenden Jahre blicken, die mir noch verbleiben.
Mir ist klar geworden, dass dies vielleicht meine letzte Gelegenheit ist, auf ein schwieriges Thema zu sprechen zu kommen, das ich schon längst hätte anschneiden sollen. Ich habe immer gezögert, es zu erwähnen, da ich wusste, dass Deine Tante es für das Klügste hielt, es Dir vorzuenthalten. Glaube mir, sie hat es allein aus Liebe getan, weil sie Dich schützen wollte. Aber ich kenne Dich seit Deiner frühesten Kindheit, liebe Margaret, und habe Dich zu der furchtlosen Frau heranwachsen sehen, die Du heute bist. Ich weiß, dass Du fest an die Macht der Wahrheit glaubst. Und deshalb bin ich davon überzeugt, dass es auch Dein Wunsch ist, diese Geschichte zu hören, sosehr sie Dich auch erschüttern mag.
Achtundfünfzig Jahre sind seit jenen Ereignissen vergangen. Du warst damals noch sehr klein und dürftest keine Erinnerung daran haben. Ich selbst hatte sie fast schon vergessen. Aber dann stieß ich vergangenen Mittwoch auf einen alten Zeitungsausschnitt, der all die Jahre zwischen den Seiten meiner alten Ausgabe von Wistars Anatomie gesteckt hatte, und mir wurde bewusst, dass die Tatsachen höchstwahrscheinlich mit mir untergehen werden, wenn ich nicht bald davon erzähle. Nach dem Tod Deiner Tante bin ich der letzte Verbliebene, der die Geschichte noch kennt. Alle anderen sind nicht mehr.
Ich muss Dich warnen: Die Einzelheiten sind alles andere als erfreulich. Aber es ist auch eine Geschichte von edler Seelengröße und bewegender Tapferkeit. Du hättest vielleicht nicht gedacht, dass Deine Tante diese Eigenschaften besaß. Zweifellos schien sie nicht außergewöhnlicher als irgendeine grauhaarige alte Dame, der man auf der Straße begegnet. Doch ich versichere Dir, Margaret, sie verdiente unseren höchsten Respekt.
Vielleicht mehr als irgendeine Frau, die ich je gekannt habe.
Jetzt ist es spät geworden, und nach Einbruch der Dunkelheit kann ein alter Mann die Augen nicht mehr so lange offen halten. Fürs Erste lege ich Dir den Zeitungsausschnitt bei, den ich bereits erwähnte. Falls Du nichts weiter von der Sache zu hören wünschst, so lass es mich wissen, und ich werde das Thema nie wieder ansprechen. Aber wenn Dich die Geschichte Deiner Eltern ernsthaft interessiert, dann werde ich bei nächster Gelegenheit wieder zur Feder greifen. Und Du wirst die Geschichte - die wahre Geschichte - von Deiner Tante und dem West End Reaper erfahren.

Es grüßt Dich recht herzlich Dein O.W.H.

Gegenwart

So also endet eine Ehe, dachte Julia Hamill, während sie die Schaufel in die Erde stieß. Nicht mit zärtlich geflüsterten Abschiedsworten, nicht mit dem liebevollen Druck einer arthritischen Hand irgendwann in vierzig Jahren, nicht mit einer Schar trauernder Kinder und Enkelkinder, die sich um ihr Krankenhausbett versammeln. Sie hob eine Schaufel voll Erde heraus und warf sie zur Seite. Kleine Steinchen fielen rasselnd auf den stetig anwachsenden Hügel. Alles nur Lehm und Steine, für nichts zu gebrauchen außer vielleicht für Brombeersträucher. Unfruchtbarer Boden - wie ihre Ehe, aus der nichts Bleibendes hervorgegangen war, nichts, was sich zu bewahren lohnte.
Sie trat auf die Schaufel und hörte einen hellen, metallischen Klang, während ihr die Erschütterung bis ins Rückgrat fuhr. Wieder war das Blatt auf einen Stein gestoßen, einen großen, wie es sich anhörte. Julia setzte neu an, doch aus welchem Winkel sie den Stein auch anging, es wollte ihr nicht gelingen, ihn zu lockern. Frustriert und schwitzend stand sie in der brennenden Sonne und starrte in das Loch hinab. Den ganzen Vormittag hatte sie gearbeitet wie eine Besessene, und unter ihren Lederhandschuhen platzten schon die Blasen auf. Beim Graben hatte sie eine Wolke von Stechmücken aufgescheucht, die sirrend ihr Gesicht umschwärmten und sich in ihren Haaren verfingen.
Es führte kein Weg daran vorbei: Wenn sie auf diesem Grundstück etwas anpflanzen wollte, wenn sie diese von Unkraut überwucherte Wiese in einen Garten verwandeln wollte, musste sie da einfach durch. Und dieser Stein war ihr im Weg.

Plötzlich schien ihr das ganze Unterfangen zum Scheitern verurteilt, mehrere Nummern zu groß für ihre armseligen Anstrengungen. Sie ließ die Schaufel fallen und sank zu Boden, landete unsanft mit dem Po auf dem steinigen Erdhaufen. Wie war sie überhaupt auf die Idee gekommen, sie könnte diesen Garten wieder herrichten, dieses Haus retten? Über das wuchernde Unkraut hinweg starrte sie auf die windschiefe Veranda, die verwitterten Holzschindeln. Julias Schnapsidee - so sollte sie das Ganze nennen. Gekauft zu einem Zeitpunkt, als sie nicht bei klarem Verstand gewesen, als ihr ganzes Leben in Stücke gegangen war. Warum nicht noch mehr Ballast an Bord des sinkenden Schiffs nehmen? Es sollte ein Trostpreis sein dafür, dass sie die Scheidung überlebt hatte. Mit achtunddreißig würde Julia endlich ein Haus haben, das ihr gehörte, ein Haus mit einer Vergangenheit, mit einer Seele. Als sie das erste Mal mit der Maklerin durch die Räume gegangen war und die handgeschnitzten Deckenbalken gesehen hatte, als sie durch einen Riss in den zahlreichen Schichten, die seither dazugekommen waren, ein Stückchen der alten Tapete erspäht hatte, da hatte sie gewusst, dass dieses Haus etwas Besonderes war. Und es hatte nach ihr gerufen, sie um Hilfe angefleht.
"Die Lage ist unschlagbar", hatte die Maklerin gesagt. "Und Sie bekommen fast viertausend Quadratmeter Grund dazu; so was finden Sie heute kaum noch, so nahe bei Boston."
"Und warum ist es dann immer noch auf dem Markt?", hatte Julia gefragt.
"Sie sehen ja, in was für einem schlechten Zustand es ist. Als wir es in unsere Kartei aufgenommen haben, war hier alles bis unter die Decke zugestellt mit Kisten und Kartons voller Bücher und alter Papiere. Die Erben haben einen Monat gebraucht, um alles rauszuschaffen. Wie Sie sehen, muss es von Grund auf renoviert werden, bis auf das Fundament."


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