Zwischenstaatliche Kooperation: Perspektiven einer normativen Theorie der Internationalen Politik
Es mag historisch und philosophiegeschichtlich zutreffen, daB sich die modeme Idee des Staates aus der Trennung der Bereiche des politischen Handelns und der tugendhaften personlichen Lebensweise konstituiert, wie sie Machiavelli exemplarisch vollzogen hat. Das heiBt aber nicht mehr, als daB eine zweckrationale Interpretation politischen Handelns unvereinbar ist mit einer teleologisch orientierten Metaphysik, wie sie der antiken und mittelalterlichen Thgendethik zugrunde liegt. Die er- staunliche Abstinenz der politischen Theorie gegenuber zwi- schenstaatlichen Beziehungen mag auf zwei Ursachen zuruckzufUhren sein: zum einen schienen die Grenzen der polis, des Territorial- oder Na- tionalstaates zugleich auch die Grenzen der sozia1en Interdependenz und der GestaltungsHihigkeit gesellschaftlicher und politischer Institutionen zu umschreiben. Die zunehmende Ausweitung zwischenstaatlicher Be- ziehungen, die den tendenziell moralisch neutralen Bereich miliHirischer Sicherheit Hingst uberschritten hat und seit langem genuin politische Felder, wie Okonomie, Okologie und - neuerdings - auch humaniHire Bereiche umfaBt, laBt diese Annahme anachronistisch erscheinen. Zum zweiten scheint eine ideologisch begrundete Abstinenz vorzuherrschen: Der AusschluB theoretischer - insbesondere normativer - Erkenntnisse und Uberlegungen von seiten der Disziplin Intemationale Politik beruht 9 auf der gemischt machiavellistisch-hobbesianische These des Realis- mus, daB die Staatenwelt anarchistisch strukturiert sei, alles staatliche Streben nach Erhalt oder Ausweitung der eigenen Macht gehe, und dies zugleich die einzig realistische Handlungsoption darstelle. Diese reali- stische Grundannahme wird im Rahmen des sogenannten 'Paradigmen- wechsel' in der Disziplin Intemationale Politik: yom kon- flikt-orientierten Realismus zum kooperations-orientierten Neorealis- mus und den Regime-Theoretikem zunehmend in Frage gestellt.
1112060951
Zwischenstaatliche Kooperation: Perspektiven einer normativen Theorie der Internationalen Politik
Es mag historisch und philosophiegeschichtlich zutreffen, daB sich die modeme Idee des Staates aus der Trennung der Bereiche des politischen Handelns und der tugendhaften personlichen Lebensweise konstituiert, wie sie Machiavelli exemplarisch vollzogen hat. Das heiBt aber nicht mehr, als daB eine zweckrationale Interpretation politischen Handelns unvereinbar ist mit einer teleologisch orientierten Metaphysik, wie sie der antiken und mittelalterlichen Thgendethik zugrunde liegt. Die er- staunliche Abstinenz der politischen Theorie gegenuber zwi- schenstaatlichen Beziehungen mag auf zwei Ursachen zuruckzufUhren sein: zum einen schienen die Grenzen der polis, des Territorial- oder Na- tionalstaates zugleich auch die Grenzen der sozia1en Interdependenz und der GestaltungsHihigkeit gesellschaftlicher und politischer Institutionen zu umschreiben. Die zunehmende Ausweitung zwischenstaatlicher Be- ziehungen, die den tendenziell moralisch neutralen Bereich miliHirischer Sicherheit Hingst uberschritten hat und seit langem genuin politische Felder, wie Okonomie, Okologie und - neuerdings - auch humaniHire Bereiche umfaBt, laBt diese Annahme anachronistisch erscheinen. Zum zweiten scheint eine ideologisch begrundete Abstinenz vorzuherrschen: Der AusschluB theoretischer - insbesondere normativer - Erkenntnisse und Uberlegungen von seiten der Disziplin Intemationale Politik beruht 9 auf der gemischt machiavellistisch-hobbesianische These des Realis- mus, daB die Staatenwelt anarchistisch strukturiert sei, alles staatliche Streben nach Erhalt oder Ausweitung der eigenen Macht gehe, und dies zugleich die einzig realistische Handlungsoption darstelle. Diese reali- stische Grundannahme wird im Rahmen des sogenannten 'Paradigmen- wechsel' in der Disziplin Intemationale Politik: yom kon- flikt-orientierten Realismus zum kooperations-orientierten Neorealis- mus und den Regime-Theoretikem zunehmend in Frage gestellt.
59.99 In Stock
Zwischenstaatliche Kooperation: Perspektiven einer normativen Theorie der Internationalen Politik

Zwischenstaatliche Kooperation: Perspektiven einer normativen Theorie der Internationalen Politik

by Christine Chwaszcza
Zwischenstaatliche Kooperation: Perspektiven einer normativen Theorie der Internationalen Politik

Zwischenstaatliche Kooperation: Perspektiven einer normativen Theorie der Internationalen Politik

by Christine Chwaszcza

Paperback(1995)

$59.99 
  • SHIP THIS ITEM
    Qualifies for Free Shipping
  • PICK UP IN STORE
    Check Availability at Nearby Stores

Related collections and offers


Overview

Es mag historisch und philosophiegeschichtlich zutreffen, daB sich die modeme Idee des Staates aus der Trennung der Bereiche des politischen Handelns und der tugendhaften personlichen Lebensweise konstituiert, wie sie Machiavelli exemplarisch vollzogen hat. Das heiBt aber nicht mehr, als daB eine zweckrationale Interpretation politischen Handelns unvereinbar ist mit einer teleologisch orientierten Metaphysik, wie sie der antiken und mittelalterlichen Thgendethik zugrunde liegt. Die er- staunliche Abstinenz der politischen Theorie gegenuber zwi- schenstaatlichen Beziehungen mag auf zwei Ursachen zuruckzufUhren sein: zum einen schienen die Grenzen der polis, des Territorial- oder Na- tionalstaates zugleich auch die Grenzen der sozia1en Interdependenz und der GestaltungsHihigkeit gesellschaftlicher und politischer Institutionen zu umschreiben. Die zunehmende Ausweitung zwischenstaatlicher Be- ziehungen, die den tendenziell moralisch neutralen Bereich miliHirischer Sicherheit Hingst uberschritten hat und seit langem genuin politische Felder, wie Okonomie, Okologie und - neuerdings - auch humaniHire Bereiche umfaBt, laBt diese Annahme anachronistisch erscheinen. Zum zweiten scheint eine ideologisch begrundete Abstinenz vorzuherrschen: Der AusschluB theoretischer - insbesondere normativer - Erkenntnisse und Uberlegungen von seiten der Disziplin Intemationale Politik beruht 9 auf der gemischt machiavellistisch-hobbesianische These des Realis- mus, daB die Staatenwelt anarchistisch strukturiert sei, alles staatliche Streben nach Erhalt oder Ausweitung der eigenen Macht gehe, und dies zugleich die einzig realistische Handlungsoption darstelle. Diese reali- stische Grundannahme wird im Rahmen des sogenannten 'Paradigmen- wechsel' in der Disziplin Intemationale Politik: yom kon- flikt-orientierten Realismus zum kooperations-orientierten Neorealis- mus und den Regime-Theoretikem zunehmend in Frage gestellt.

Product Details

ISBN-13: 9783824441693
Publisher: Deutscher Universitätsverlag
Publication date: 01/01/1995
Series: DUV Sozialwissenschaft
Edition description: 1995
Pages: 231
Product dimensions: 5.83(w) x 8.27(h) x 0.02(d)
Language: German

Table of Contents

I. Teil. Das Kooperationsproblem.- 1.Kapitel. Die Logik kooperativen Handelns.- 2. Kapitel. Reichweite und Grenzen nicht-institutioneller Lösungsansätze des Kooperationsproblems.- II. Teil. Der ’Staat als Akteur’. Normative Aspekte einer zwischenstaatlichen Rechtsordnung.- 3. Kapitel. Zur Legitimität zwischenstaatlicher Institutionen.- 4. Kapitel. Zum systematischen Verhältnis inner- und zwischenstaatlicher Rechtsordnung.- III. Teil. Kooperative Sicherheit. Institutionelle Implikationen für ein System kollektiver Sicherheit.- 5. Kapitel. Institutionelle Rahmenbedingungen eines Systems kollektiver Sicherheit.- 6. Kapitel. Perspektiven kollektiver Sicherheit in Europa.- Nachwort: Vom Nutzen und Nachteil normativer Theorien.
From the B&N Reads Blog

Customer Reviews