Acht Stockwerke über der Wirklichkeit: Ein Reiseroman

Acht Stockwerke über der Wirklichkeit: Ein Reiseroman

by Peter Haff
Acht Stockwerke über der Wirklichkeit: Ein Reiseroman

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eBook

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Overview

Eine Reise zu den verborgenen Quellen des Glücks
Luxus, Sonne, Wind und Wellen: Es ist ein schwimmender Palast, auf dem sich ein Maler auf eine mehrmonatige Kreuzfahrt über die Meere der Welt begibt. Von dieser Kreuzfahrt um den halben Globus bringt er einen riesigen Schatz mit: eine Sammlung von Geschichten, die Menschen zeigen, die ihn durch kleine Gesten, durch ein ungewöhnliches Schicksal oder ein tiefes Wissen um die Geheimnisse des Lebens bis in sein Innerstes berührt haben. Von den Begegnungen mit diesen Menschen erzählt er – und davon, wie diese Kreuzfahrt für ihn zur Reise zu den verborgenen Quellen des Glücks wurde.
Luxus, Sonne, Wind und Wellen: eines Tages erhält ein bekannter Maler die Gelegenheit, auf einem wahren Traumschiff eine Kreuzfahrt über die Meere der Welt zu unternehmen. Er reist in dieser Zeit um den halben Globus, sieht prächtige Landschaften, bedeutende Bauwerke und Monumente großer Kulturen.
Doch was bleibt von den vielen kostbaren Eindrücken im Gedächtnis haften, wenn die Reise vorbei ist? Und welche Augenblicke haben den Reisenden beschenkt und reicher gemacht, als er losgefahren ist?
Monate nach seiner Kreuzfahrt betrachtet der Maler mit seiner Frau die zahllosen Skizzen, die er unterwegs gezeichnet hat, und fast schon versunkene Erinnerungen tauchen wieder auf. Da ist etwa das Porträt einer jungen Frau, die sich mitten in der Hagia Sophia in Istanbul auf den Boden sinken lässt und dort in den Anblick einer Kachel versinkt, in die eine wunderschöne Libelle eingelassen ist. Oder das Bild eines Jungen, der sich selig lächelnd mit ein paar Dollarscheinen, die er von reichen Touristen aus dem Westen ergaunert hat, Luft zufächelt.
Peter Haff, der selbst schon zahlreiche Kreuzfahrten rund um die Welt unternommen hat, hat mit diesem Buch einen unvergeßlichen Reiseroman geschrieben - einen ebenso atmosphärischen wie lebensklugen Roman voller Bilder des Glücks, des Stolzes und der Weisheit, der uns aus unserem alltäglichen Leben herausführt und uns bekannt macht mit einem Lebensglück, das aus tieferen Schichten unseres Seins herrührt und das uns lehrt, mit wachem Blick für das Schöne durch die Welt zu gehen.

Product Details

ISBN-13: 9783894804923
Publisher: Luchterhand
Publication date: 08/10/2010
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 178
File size: 301 KB
Language: German

About the Author

Peter Haff wurde 1938 in München geboren und starb 2012 in Zürich. Er studierte Volkswirtschaft und Geschichte. Bekannt wurde er durch seine literarischen Werke, aber auch durch seine Bilder, Collagen und Skulpturen, mit denen er seit 1988 auf Ausstellungen im In- und Ausland vertreten ist. Peter Haff lebte in Kilchberg bei Zürich und lange Zeit in Südfrankreich.

Read an Excerpt

Ich übertreibe? Doch nur die Übertreibung gibt uns, wenn auch verzerrt, das Bild wieder, in dem wir das Original erkennen.
Giuseppe Pontiggia, »Nati due volte«

Ich stecke all die Dinge, die ich sehe, in meine Tasche und gehe davon.
Diese Tasche, die meine Augen, meine Erinnerung und ich selbst ist ...
Aus dem Bord-Journal der M/S Kap Hoorn

Was bleibt?

Neunundzwanzigtausend Meilen Wasser, fünf Meere, drei Kontinente, siebenundzwanzig Länder, neunzehn Inseln, fremde Gesichter - wie viele waren es? Wo beginnt die Erinnerung? Und wann?
Welche Schauplätze, fragst du, sind in meinem Kopf lebendig geblieben?
Also, hör zu! Zu Beginn will ich dir die Geschichte von Martha und Emil erzählen ...-
Wenn der freudige Lärm der Reisenden das Ehepaar Kandinsky hilflos zornig werden ließ, nahmen Martha und Emil einander bei den Händen, sie stiegen zum Riviera-Deck der KAP HOORN hinauf, um sich bei einem Gläschen Champagner am lautlosen Flug der Möwen zu erfreuen. Hier oben, acht Stockwerke über der Wirklichkeit, triumphierten sie schweigend über Enttäuschung, Gedränge und Streß. Zwölf Wochen lang saßen sie in freundlicher Ablehnung der übrigen Gäste allein an ihrem Tisch, immer demselben, backbord, im Windschatten des Podiums für die Kapelle. Um zu verhindern, daß jemand ihre Zweisamkeit störte, brachten Martha und Emil ihre Teddy-Bären mit zum Frühstück, Lunch und Dinner; die stummen Plüschfreunde hockten auf Deckstühlen und glotzten die am Verstand der Kandinskys zweifelnden Mitreisenden aus ihren Glasaugen an.
Natürlich gab es Gerüchte, welchen Broterwerb das seltsame Paar wohl ausgeübt haben mochte. Die Frau, die in jedem Hafen, den das Schiff anlief, einen Schal in entsprechenden Landesfarben um die Schultern schlang, als würde sie frieren - kam von ihr das Vermögen? Die Spekulationen reichten bei Emil Kandinsky vom Spezialisten für die Sanierung von Altbauten bis zum Zirkusdirektor oder Facharzt für Palliativ-Medizin. Und doch wußte keiner, wer die Kandinskys eigentlich waren.
Sie lasen viel und redeten wenig. Sie lasen über all die Orte, wo das Schiff im Hafen oder auf der Reede lag, nahmen jedoch nie an einem der organisierten Ausflüge teil. Sie betrachteten das Gewimmel an Land durchs Fernglas und wandten sich rasch wieder dem zu, was auf ihrem Tisch lag, Fremdenführer, Kochbücher, Landkarten, Romane. Martha und Emil Kandinsky waren die einzigen, die in Tunesien Flauberts Roman »Salammbo« gelesen hatten und wußten, wo der »Thopet« lag, Karthagos allerheiligster Ort. Sie besaßen jedes Buch doppelt, lasen zur gleichen Zeit die gleiche Seite und tauschten ihre Eindrücke aus. Ich habe auf der ganzen Reise niemanden getroffen, der so fundiert und gescheit über alle Stationen unserer Kreuzfahrt Bescheid wußte, wie diese beiden ungewöhnlichen Menschen.
Während Martha mir an einem wolkenverhangenen Tag vor der afrikanischen Küste einmal erzählte, sie und ihr Mann würden jedes Jahr drei Monate an Bord der KAP HOORN verbringen - das letzte Hemd hat keine Taschen, sagte sie, Kinder haben wir keine -, liebkoste ihre Hand den Kopf eines Teddys. Die andere Hand blätterte in einem Ordner mit Zeitungsausschnitten über die Ilha de Mocambique. Ich weiß nicht recht, hatte sie nach einer Pause kopfschüttelnd hinzugefügt, was eigentlich zuhause sein sollte, suchen die Menschen in der Fremde: Ruhe, Entspannung, ein bißchen Freiheit. Und was finden sie? Pah, schauen Sie sich hier nur mal um!
Ich kann mich gut an die gemischten Gefühle erinnern, die das Ehepaar Kandinsky in mir geweckt hatte, bevor ich, es war gegen Ende der Reise, Einzelheiten über die dunkle Seite ihres Lebens erfuhr: Ein Gefühl meiner eigenen Unzulänglichkeit, eine gewisse Erheiterung über die Gelegenheit, anders zu leben, die sie zu bieten schienen. Sie konnten einen aus der Fassung bringen, kein Zweifel. Gäbe es für lebenskluge Spinner Noten, Martha und Emil wären gut weggekommen.
Sieht man von Ausnahmefällen wie dem der Kandinskys ab, lassen sich, grob gesagt, zwei Kategorien von Schiffsreisenden unterscheiden: jene, die es kaum erwarten können, sich auf ihren Landgängen enttäuschen zu lassen; sie rechnen stets mit dem Schlimmsten und können nur angenehm überrascht werden. Und andererseits jene, die immer enttäuscht sind; sie haben Bilder aus Hochglanzprospekten vor Augen, Palmenstrände, Sultanspaläste, die farbenstrotzenden afrikanischen Märkte. Sie sind eins mit dem, was diese Bilder ihnen erzählen: eine Erlebniswelt als keusche Vermählung von Wohnzimmer und Fremde. Kaum stehen sie aber der Realität gegenüber, entdecken sie an jeder Ecke den Feind einer hingebungsvollen Erfahrung: sich selbst. Diesen Körper, den sie auf die Reise mitgebracht haben. Der leidet. Die Hitze, der Sonnenbrand, die Fliegen, der Dreck.
Bei aller Verschiedenheit, ein Wunsch verband die Reisenden: sich auf der KAP HOORN »zu Hause« zu fühlen. Das Management trug diesem Anliegen Rechnung, indem es in jedem Hafen über der Gangway ein Spruchband entrollen ließ: »Wieder zu Haus!« Das Schiff und die Handys waren der Schoß des »Wirklichen«, von dem aus die Welt erforscht und erreicht werden konnte. Das Fremde rundherum existierte zwar, aber es war bedrohlich, weil es »unwirklich« war.
Mein Studionachbar, ein Schrottgroßhändler aus Frankfurt, hatte sich zehn Jahre lang darauf gefreut, an Bord eines Kreuzfahrt-Schiffes Afrika zu umrunden. Nach dem Verkauf seines Geschäfts bezogen Eddi Zucker und seine Frau Maria für zwei Monate die Suite 1106; sie erlebten acht Gala-Diners, sieben Stürme mit Windstärke neun, einundzwanzig organisierte Landausflüge, fünf Frühschoppen mit Blasmusik und eine Darmgrippe mit neununddreißig Grad Fieber. Am letzten Reisetag gestand Eddi mir seine Enttäuschung.
Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen, sagte er und klopfte mit einer müden Geste seine Pfeife aus, aber ich habe mir das alles ganz anders vorgestellt.
Wie denn?
Na ja, anders eben, vielleicht wie ein Wunder...
Dann erzählte er mir von Sandor Märais Roman »Wandlungen einer Ehe«, in dem vom sehnlichsten Wunsch eines Mannes die Rede ist, eine Botanisiertrommel zu besitzen. Als er alt ist, erfüllen die Götter seinen Wunsch. Er blickt auf das wunderbare Geschenk und stellt enttäuscht fest, daß das Grün das falsche ist.
Sehen Sie, sagte Eddi, genauso geht es mir jetzt.
Zwei Geschichten, aus denen mit brauner Tusche und Pigmenten gemalte Bilder geworden sind.
Eine Frauenhand. Die molligen Finger kraulen das Plüschfell eines Teddybären. Im Hintergrund leicht bewegtes Meer, Seeschwalben, die im Abenddunst verblauende Küste Mocambiques. Illusion von Salzgeruch und Jod.
Zwei Männerhände.


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