DECEMBER PARK: Mystery-Thriller und Abenteuerroman, Coming of Age

PIPER WURDE EIN MANN GENANNT, DER MIT EINEM MÄDCHEN DAVONGERANNT …

Im Herbst des Jahres 1993 verschwinden in dem beschaulichen Städtchen Harting Farms in Maryland immer wieder Kinder. Zunächst hoffen die Bewohner noch, es mit Streichen jugendlicher Ausreißer zu tun zu haben – bis in dem großen, gespenstischen December Park die erste Leiche eines Mädchens gefunden wird. Schnell berichten die Zeitungen von einem mutmaßlichen Entführer – dem Piper, der wie der Rattenfänger aus der Sage der Brüder Grimm gekommen ist, um die Kinder zu holen …

Angelo Mazzone und seine Freunde entdecken jedoch eine Verbindung zu dem toten Mädchen und nehmen die Verfolgung des Mörders auf. Die fünf Jugendlichen schwören sich, der Schreckensherrschaft des Pipers ein Ende zu setzen. Doch was als mutiges Versprechen beginnt, entpuppt sich nicht nur als Odyssee in die Düsternis ihrer Heimatstadt und ihrer Bewohner, sondern auch als konfliktreicher Übergang ins Erwachsenenleben.

In der Dämmerung ist auf den Straßen von Harting Farms plötzlich jeder verdächtig, und jeder der Jungs könnte das nächste Opfer des Pipers sein.

Dieser Coming-of-Age-Thriller ist Ronald Malfis persönlichster Roman, sein Magnum Opus, in das auch eigene Kindheitserinnerungen einflossen. Ein Roman, der zu Recht in einem Atemzug mit  Stephen Kings ES und Dan Simmons' SOMMER DER NACHT genannt werden muss ... 

"December Park ist ein Thriller, der ohne viel Blut und Gemetzel auskommt und dafür unbestritten von seiner düsteren Atmosphäre und den wunderbaren Charakteren lebt." -  Zeit der Bücher 

"Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr mich die Geschichte mitgerissen hat. Ich kann euch nur ans Herz legen, dieses Buch zu lesen, es ist großartig!" -  Anjas Druckbuchstaben 

"Das war die beste Lektüre im Genre der spannenden Literatur seit einiger Zeit. Ich bin immer noch überwältigt und aufgewühlt." -  Sunsys Blog 

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DECEMBER PARK: Mystery-Thriller und Abenteuerroman, Coming of Age

PIPER WURDE EIN MANN GENANNT, DER MIT EINEM MÄDCHEN DAVONGERANNT …

Im Herbst des Jahres 1993 verschwinden in dem beschaulichen Städtchen Harting Farms in Maryland immer wieder Kinder. Zunächst hoffen die Bewohner noch, es mit Streichen jugendlicher Ausreißer zu tun zu haben – bis in dem großen, gespenstischen December Park die erste Leiche eines Mädchens gefunden wird. Schnell berichten die Zeitungen von einem mutmaßlichen Entführer – dem Piper, der wie der Rattenfänger aus der Sage der Brüder Grimm gekommen ist, um die Kinder zu holen …

Angelo Mazzone und seine Freunde entdecken jedoch eine Verbindung zu dem toten Mädchen und nehmen die Verfolgung des Mörders auf. Die fünf Jugendlichen schwören sich, der Schreckensherrschaft des Pipers ein Ende zu setzen. Doch was als mutiges Versprechen beginnt, entpuppt sich nicht nur als Odyssee in die Düsternis ihrer Heimatstadt und ihrer Bewohner, sondern auch als konfliktreicher Übergang ins Erwachsenenleben.

In der Dämmerung ist auf den Straßen von Harting Farms plötzlich jeder verdächtig, und jeder der Jungs könnte das nächste Opfer des Pipers sein.

Dieser Coming-of-Age-Thriller ist Ronald Malfis persönlichster Roman, sein Magnum Opus, in das auch eigene Kindheitserinnerungen einflossen. Ein Roman, der zu Recht in einem Atemzug mit  Stephen Kings ES und Dan Simmons' SOMMER DER NACHT genannt werden muss ... 

"December Park ist ein Thriller, der ohne viel Blut und Gemetzel auskommt und dafür unbestritten von seiner düsteren Atmosphäre und den wunderbaren Charakteren lebt." -  Zeit der Bücher 

"Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr mich die Geschichte mitgerissen hat. Ich kann euch nur ans Herz legen, dieses Buch zu lesen, es ist großartig!" -  Anjas Druckbuchstaben 

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PIPER WURDE EIN MANN GENANNT, DER MIT EINEM MÄDCHEN DAVONGERANNT …

Im Herbst des Jahres 1993 verschwinden in dem beschaulichen Städtchen Harting Farms in Maryland immer wieder Kinder. Zunächst hoffen die Bewohner noch, es mit Streichen jugendlicher Ausreißer zu tun zu haben – bis in dem großen, gespenstischen December Park die erste Leiche eines Mädchens gefunden wird. Schnell berichten die Zeitungen von einem mutmaßlichen Entführer – dem Piper, der wie der Rattenfänger aus der Sage der Brüder Grimm gekommen ist, um die Kinder zu holen …

Angelo Mazzone und seine Freunde entdecken jedoch eine Verbindung zu dem toten Mädchen und nehmen die Verfolgung des Mörders auf. Die fünf Jugendlichen schwören sich, der Schreckensherrschaft des Pipers ein Ende zu setzen. Doch was als mutiges Versprechen beginnt, entpuppt sich nicht nur als Odyssee in die Düsternis ihrer Heimatstadt und ihrer Bewohner, sondern auch als konfliktreicher Übergang ins Erwachsenenleben.

In der Dämmerung ist auf den Straßen von Harting Farms plötzlich jeder verdächtig, und jeder der Jungs könnte das nächste Opfer des Pipers sein.

Dieser Coming-of-Age-Thriller ist Ronald Malfis persönlichster Roman, sein Magnum Opus, in das auch eigene Kindheitserinnerungen einflossen. Ein Roman, der zu Recht in einem Atemzug mit  Stephen Kings ES und Dan Simmons' SOMMER DER NACHT genannt werden muss ... 

"December Park ist ein Thriller, der ohne viel Blut und Gemetzel auskommt und dafür unbestritten von seiner düsteren Atmosphäre und den wunderbaren Charakteren lebt." -  Zeit der Bücher 

"Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr mich die Geschichte mitgerissen hat. Ich kann euch nur ans Herz legen, dieses Buch zu lesen, es ist großartig!" -  Anjas Druckbuchstaben 

"Das war die beste Lektüre im Genre der spannenden Literatur seit einiger Zeit. Ich bin immer noch überwältigt und aufgewühlt." -  Sunsys Blog 


Product Details

ISBN-13: 9783958350335
Publisher: Luzifer-Verlag
Publication date: 04/16/2024
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 624
File size: 1 MB
Age Range: 12 Years
Language: German

About the Author

Ronald Malfi ist der preisgekrönte Autor mehrerer Horrorromane, Krimis und Thriller. Im Jahr 2009 gewann sein Kriminaldrama Shamrock Alley* einen Silver IPPY Award. Sein Schauerkrimi Die Treppe im See wurde 2011 von der Horror Writers Association als bester Roman nominiert und das Buch wurde mit dem Gold IPPY Award für den besten Horrorschocker ausgezeichnet. Sein Roman December Park gewann 2015 den Beverly Hills international Book Award - Kategorie Suspense. Malfis düstere Literatur hat besonders wegen seines fesselnden Schreibstils und seiner einprägsamen Charaktere Anklang unter Lesern aller Genres gefunden. Zurzeit wohnt er mit seiner Frau und seiner Tochter in der Chesapeake Bay, wo er bereits an seinem nächsten Buch schreibt.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Der Winter kam früh in diesem Jahr

Wir standen an der Kreuzung von Point und Counterpoint, ließen uns lässig die Zigaretten aus dem Mundwinkel hängen, als wollten wir cool unsere Neugier überspielen, und fröstelten im Wind. Etwas weiter die Counterpoint Lane hinauf hüllten Blinklichter von Polizeiwagen die Bäume abwechselnd in roten und blauen Schein.

Es war erst Anfang Oktober, doch eine vorzeitige Kältewelle war über die Chesapeake Bay in die Stadt gekommen und hatte das Wasser um die Fischerboote unten an den Docks gefrieren lassen. Die Topfpflanzen und Farne an den Blumenständen entlang der Straße waren buntem Mais und leuchtend orangefarbenen Kürbissen gewichen, und obwohl es zu dieser Jahreszeit noch viel zu früh für Schnee war, sah der Himmel bereits mehr als verdächtig danach aus.

Es war Peters Idee gewesen, nach der Mittagspause abzuhauen. Und wir hatten uns direkt zu Solomon's Field aufgemacht, um ein paar Zigaretten zu rauchen und Steine über den Drunkard's Pond hüpfen zu lassen. Die Kinder der Gegend hatten dem Weiher diesen Namen wegen der Obdachlosen verpasst, die nicht selten unter der Überführung der Solomon's Bend Road Whiskey tranken. Richtig hieß er eigentlich Deaver's Pond, benannt nach einem ehemaligen Polizisten aus den 1970ern laut meinem Vater, der solche Dinge wusste.

Peter, Scott und ich beobachteten die lange Schlange von Streifenwagen, die sich nach und nach auf der Counterpoint Lane gebildet hatte. Auf der anderen Seite der Leitplanke fiel eine Böschung bis in den dichten Wald ab, der die Straße vom Rand des weitläufigen Parks aus unterhalb säumte. Dieser Wald war auch als Satan's Forest bekannt und man munkelte, dass es dort spukte. Ein Großteil der Bäume hatte bereits sein Laub verloren, doch strahlte der Teil der Blätter, der noch an den Ästen hing, in einem solch leuchtenden Orange, als stünden die Baumwipfel in Flammen.

Ein Krankenwagen kam mit erloschenen Lichtern auf den Seitenstreifen gefahren. Zwei Absperrböcke mit orangenen Blinklichtern zwangen alle anderen Fahrzeuge, der Counterpoint Lane auszuweichen. Ein einzelner Polizeibeamter stand hinter den Absperrungen und starrte zutiefst gelangweilt auf den umgeleiteten Verkehr.

»Wir sollten hier nicht rumhängen«, merkte ich an. »Sieht so aus, als wäre hier irgendwas Größeres am Laufen.« Was auch bedeutete, dass mein Dad hier sein konnte, und ich wollte alles andere, als mich von ihm erwischen zu lassen, wie ich auf dem Gehweg herumlungerte und rauchte.

»Glaubt ihr, da ist schon wieder ein Auto runter?«, fragte Peter und fixierte prüfend die auseinanderklaffenden Reste der Leitplanke und tiefen Spuren im Schlamm, die von schlingernden Reifen herrührten.

Zwei Tage zuvor war eine College-Studentin namens Audrey MacMillan, die betrunken von der Shooter's Galley in der Center Street nach Hause gefahren war, von der Straße abgekommen, durch die Leitplanke gekracht und unten im Wald gelandet. Sie hatte Glück gehabt, sich nichts Schlimmeres als ein gebrochenes Bein dabei zugezogen zu haben. Bevor ein Abschleppwagen das demolierte Fahrzeug wieder aus dem Wald befördern konnte, hatte die Stadt einige Männer nach unten geschickt, um ein paar der größeren Bäume zu fällen und den Weg frei zu machen. Es war das reinste Fiasko gewesen.

»Keine Ahnung«, meinte ich, »aber grundlos haben sie die Straße nicht abgesperrt.«

»Nie im Leben ist da schon wieder ein Auto runter«, kommentierte Peter skeptisch. »Ich meine, zwei in einer Woche?«

»Zumindest gibt es keine neuen Reifenabdrücke oder Bremsspuren«, stellte ich fest.

»Schau doch mal in deiner Unterhose nach«, feixte Peter mit breitem Grinsen. Er war um nur wenige Monate der Älteste unserer Truppe, obwohl ihm seine paar zusätzlichen Pfunde auf den Rippen ein jüngeres Aussehen verliehen. In seinen blassgrünen Augen lag stets ein wacher Blick und ihre Farbe und Intensität wurden von einem roten Strubbelschopf ergänzt, den er im Nacken viel zu lang trug. Er war mein bester Freund, seit wir vor all den Jahren drüben in den Palisades zufällig im selben Sandkasten gelandet waren.

Die achteckigen Schirmmützen zweier weiterer uniformierter Officers tauchten auf der anderen Seite der Leitplanke auf. Ein vierter stieg aus einem der Streifenwagen, lehnte sich gegen die Motorhaube und schien trotz seiner dickgefütterten Jacke zu frieren.

Scott nickte in Richtung der Polizeiwagen: »Kommt schon. Lasst uns mal nachsehen.«

»Die könnten uns fürs Schwänzen eins auf den Deckel geben«, befürchtete ich. »Ich bin bei meinem Dad bereits wegen der ganzen Sache mit Langhalsnik in Ungnade gefallen.«

Mr. Naczalnik, wegen seines Profils wie ein Wasserhahn und eines Halses wie dem von Ichabod Crane auch als Langhalsnik bekannt, war mein Englischlehrer in der Stanton School. Vergangenen Monat hatte ich eine Hausarbeit nicht abgegeben und Langhalsnik, stets bereit, einem armen Schüler das Leben schwer zu machen, hatte ohne mit der Wimper zu zucken unverzüglich meinen Vater benachrichtigt. Er hatte mich zu einer Woche Hausarrest verdonnert.

Peter warf einen Blick auf seine Casio. »Schule ist doch schon seit zwanzig Minuten aus.«

Wir überquerten hintereinander die Kreuzung und gingen den flachen Hang der Counterpoint Lane zu den Polizeiautos und dem Krankenwagen hinauf.

Als wir einen der blinkenden Absperrböcke erreichten, kam der gelangweilt aussehende Cop auf uns zu. »Sorry, Jungs. Die Straße ist gesperrt.«

»Was ist denn passiert?«, fragte Peter neugierig und versuchte, um den Polizisten herumzulugen.

»Ihr müsst von der Straße runter. Ihr könnt von der anderen Seite aus zusehen.«

»Ist schon wieder jemand von der Straße abgekommen?«, fragte ich.

»Nein.« Der Polizist war jung und kam mir irgendwie bekannt vor. Ich sah auf sein Namensschild, doch der Name sagte mir nichts. »Macht schon, Jungs. Schwingt die Hufe.«

»Das ist ein freies Land«, protestierte Peter schwach. Er war immer noch zu sehr mit seinem Versuch beschäftigt, einen Blick über die Schulter des Cops zu erhaschen.

Der Cop hob eine Augenbraue. »Ach ja? Tja, auf der anderen Straßenseite kannst du so frei sein, wie du willst.«

»Nicht einmal einen klitzekleinen Blick?«, drängte Peter.

Der junge Cop sah nun mich an. »Bring deine Freunde wieder zurück über die Straße, Angelo.«

Dass er meinen Namen kannte, überraschte mich kein bisschen. Mein Vater war Detective des Harting Farms Police Departments. Sämtliche Polizisten kannten mich, selbst wenn ich ihnen noch nie zuvor begegnet war. »Kommt schon, Jungs«, trieb ich sie an und stieg auf den Gehweg.

»Danke.« Der Officer nickte mir zu, dann wandte er sich an meine Freunde. »Ihr seid noch zu jung zum Rauchen.« Darauf warf er einen prüfenden Blick auf seine Uhr – und bemerkte vielleicht, dass es wahrscheinlich noch viel zu früh war, als dass wir schon so weit von der Schule entfernt sein konnten – und schritt über die Straße davon.

Dort drüben kam nun langsam Bewegung in die Sache, obwohl sich das meiste auf der anderen Seite der durchbrochenen Leitplanke und weiter unten an der Böschung abspielte. Zwei Männer in weißen Kitteln gingen umher, rauchten und unterhielten sich, den Blick auf ihre Schuhe gerichtet. Einmal sprachen sie kurz mit einem uniformierten Officer. Ihren lässigen Bewegungen und der entspannten Art nach zu schließen, ging wohl nichts allzu Dringliches auf der anderen Seite der Leitplanke vor sich.

»Du kennst den Kerl?«, flüsterte Scott, obwohl sich der Polizist bereits wieder außer Hörweite befand.

Ich schüttelte den Kopf.

»Es ist arschkalt hier draußen.« Peter zog den Reißverschluss seiner Jacke zu und pustete in seine Fäuste. »Was machen die da überhaupt? Was ist da drüben los?«

Ich zuckte die Schultern. Erst jetzt fielen mir die leisen, blechernen Töne von Metallica auf, die aus den Kopfhörern um Scotts Hals drangen.

Scott Steeple machte seinem Nachnamen alle Ehre – er war groß, schlank und hatte von Natur aus einen fast schon athletischen Körperbau, um den ihn viele beneideten. Er hatte feine Gesichtszüge, war gutaussehend, sein Blick introspektiv und doch aufmerksam. Scott war vor einem Monat fünfzehn geworden und somit der Jüngste unserer Truppe. Eigentlich hätte er in der Klasse unter uns sein sollen, doch sein helles Köpfchen hatte es ihm damals ermöglicht, die zweite Klasse zu überspringen, und so hatte ihn das Schicksal in Mrs. Brocks dritter Klasse an den leeren Tisch neben mich gesetzt, woraus dann schließlich unsere Freundschaft entstanden war.

»Kommt ihr heute Abend mit zu den Docks runter?«, wollte Peter wissen, der mit den Händen in den Hosentaschen langsam auf und ab ging. Hin und wieder blieb er kurz stehen, um auf einem Fuß zu balancieren, während der andere ein paar Zentimeter über dem Boden kreiste.

»Denke schon«, meinte Scott.

»Angie?«

»Weiß ich nicht, Mann«, entgegnete ich ihm. »Wann wollt ihr denn los?«

»Vielleicht so gegen neun.«

»Schätze mal, das hängt davon ab, ob mein Dad zu Hause ist oder nicht. Ich habe doch diese neue Ausgehsperre aufs Auge gedrückt bekommen.«

»Aber es ist Freitag!«, wandte Peter entrüstet ein.

»Du kennst doch meinen Dad.« Grundsätzlich durfte ich an Wochenenden bis dreiundzwanzig Uhr außer Haus, doch seit den Fällen verschwundener Jugendlicher in unserer Stadt hatte mein Vater mein Ausgehlimit um eine Stunde zurückgeschraubt. Wenn sich die Jungs also um neun treffen wollten, blieb mir herzlich wenig Zeit, um noch etwas mit ihnen abzuhängen. Ich fragte mich, ob es die ganze Sache wert sein würde.

Peter blickte mürrisch drein. »Alter, du musst kommen. Sugarland wird diese dumme Kuh versenken, schon vergessen?«

»Ja, ich weiß.«

»Seht mal«, unterbrach uns Scott und trat einen Schritt vom Gehsteig hinunter. »Sie kommen hoch.«

Weitere Köpfe tauchten hinter der Böschung auf, und mich überkam plötzlich ein gemischtes Gefühl von Aufregung und Beklemmung. Die Officers an der Spitze der Gruppe waren die Einzigen, von denen eine Art Dringlichkeit ausging; sie führten den Rest eilig an und verteilten sich entlang der Counterpoint Lane, vermutlich um sicherzustellen, dass keine Verkehrsteilnehmer die Straßensperre missachteten. Zwei von ihnen drehten synchron ihre Köpfe direkt in unsere Richtung und sahen meine Freunde und mich kerzengerade an. Falls sie in Betracht zogen, uns fortzuscheuchen, so wurde ihnen von der dazukommenden Flut von Officers, die nun so zahlreich auf dem Plan waren, dass ich sie nicht alle hätte zählen können, ohne dabei den Faden zu verlieren, ein Strich durch dieses Vorhaben gemacht.

Ein paar der Männer trugen monochrome Anzüge und schmale schwarze Krawatten. Detectives. Einmal mehr fragte ich mich, nicht ohne eine gewisse Beklommenheit, ob wohl mein Vater auch unter ihnen war.

»Was ...?« Peter tat einen weiteren Schritt in ihre Richtung, doch wir waren immer noch zu weit entfernt, als dass wir irgendwelche wichtigen Details hätten mitbekommen können. »Was tragen die da? Siehst du es, Angie?«

»Ja«, antwortete ich. »Sehe ich.«

Es war lang und weiß. Es war ein Tuch. Es war ein Tuch, das etwas bedeckte. Mir wurde flau im Magen. Ich hatte genug ferngesehen, um zu erkennen, was ich da vor Augen hatte.

»Oh, heilige Scheiße«, fluchte Peter mit zittriger Stimme. »Das ist ein Mensch.«

Die Leiche wurde auf einer Stahltrage mit eingeklappten Füßen getragen und von einem einfachen weißen Tuch bedeckt, das teilweise an der Trage angebunden war. Einer der uniformierten Officers hielt eine Hand auf die Mitte des Tuches gedrückt, um zu vermeiden, dass der Wind es trotz der Befestigung aufbauschen konnte.

Eine Leiche.

Sie brachten die Trage auf die uns abgewandte Seite des Krankenwagens und verschwanden somit kurz aus unserer Sicht. Als sie am Heck des Krankenwagens wieder zum Vorschein kamen, hatten sie ihre Positionen getauscht.

Nicht in der Lage, meinen Blick von der Szenerie loszureißen, bemerkte ich, dass der Officer, der seine Hand auf das Tuch gehalten hatte, nicht mehr dort war – und als hätte meine Beobachtung direkt den Zorn des Schicksals provoziert, fegte eine eisige Windböe über die Böschung, knisterte durch die Bäume wie durch Geschenkfolie und wirbelte Sand und tote Blätter auf.

Eine Seite des Stoffes blähte sich im Wind wie ein gewaltiges Schiffssegel. Plötzlich stülpte sich die lose Ecke des Tuches um und entblößte das ausgemergelte, gräuliche Profil einer Frau mit einem nassen, verfilzten Geflecht aus schwarzen Haaren und Laub auf dem Kopf. Angedeutet sah man einen geprellten Arm, die Rippen, die sich an ihrer Seite deutlich abzeichneten, und die Wölbung einer winzigen weißen Brust.

Es war die erste Leiche, die ich jemals gesehen hatte, und seltsam irreal. Die Unmengen von Kunstblut und Eingeweiden, die sich meine Freunde und ich jedes Wochenende in Form von seichten Horrorfilmen im Juniper reinzogen, fühlten sich irgendwie wesentlich authentischer als all das hier an.

Der Kopf war leicht nach links geneigt und ich sah etwas, das man nur als blutige Delle in der rechten Seite ihres Kopfes beschreiben konnte. Diese Seite sah wie eingedrückt aus und das rechte Auge blinzelte gerade so unter der unnatürlichen Einbuchtung ihres Schädels hervor.

»Heilige Scheiße«, entfuhr es Scott. Offensichtlich hatte er es auch gesehen.

Die Sanitäter hatten alle Mühe, den Körper wieder zu bedecken. Sie überstürzten jedoch ihr Vorhaben und machten sich hektisch nestelnd am Tuch zu schaffen. Eine Sekunde lang sah es fast schon nach Tauziehen aus, bevor sie den Stoff schließlich wieder über den Kopf des toten Mädchens drapiert bekamen. Einer der Polizeibeamten steckte das Tuch, um es zusätzlich zu fixieren, sicherheitshalber unter ihr fest.

Zu meiner Linken starrte Scott über die Straße und seine Kopfhörer lieferten eine eher unpassende musikalische Untermalung der Situation, die sich vor unseren Augen abspielte. Peter stand, die Hände in die zu engen Hosentaschen seiner Jeans gezwängt, knapp vor uns, und die Seiten seiner Jacke schlugen im aufziehenden Wind. Auch er hatte es gesehen.

Niemand sagte auch nur ein einziges Wort. Wir verfolgten, wie sie den Leichnam in den Krankenwagen luden. Alle Beteiligten bewegten sich mit einer derart unglaublichen Gemächlichkeit, dass es schon unangemessen schien. Der Fund einer Leiche im Wald sollte doch nicht Anlass zu solch einer Trägheit geben. Das konnte nicht echt sein – nichts davon!

»Der Piper«, flüsterte Scott verschwörerisch.

»Nein.« Ich konnte immer noch nichts von all dem fassen. Das Gesicht des toten Mädchens ging mir nicht mehr aus dem Kopf und ich befürchtete, es würde in der Nacht meine Träume heimsuchen. »Sie haben die Opfer des Pipers nie gefunden. Und überhaupt, vielleicht gibt es ja nicht mal einen Piper.«

»Es gibt einen Piper«, widersprach Scott mit unerschütterlicher Bestimmtheit.

»Glaubt ihr, es ist jemand, den wir kennen?«, fragte Peter. »Habt ihr von irgendwelchen weiteren Vermissten gehört?«

Ich schüttelte den Kopf, doch er nahm mich nicht wahr, da er den Sanitätern dabei zusah, wie sie den Krankenwagen anließen.

Eine Rauchwolke stieß aus dem Auspuff und ich wartete darauf, dass die Sirenen einsetzten, doch sie taten es nicht. Natürlich nicht. Warum sollten sie auch? Welchen Anlass zur Eile sollte es jetzt noch geben? Aus irgendeinem Grund jedoch wollte ich, dass sie sich beeilten. Es kam mir gegenüber der Person unter diesem Tuch, wer auch immer sie sein mochte, pietätlos vor, dass diese Polizisten und Sanitäter nur so gemächlich handelten.

»Konntet ihr einen Blick darauf werfen?«, fragte Peter weiter. »Hast du sie erkannt, Angie?«

»Ich glaube nicht. Schwer zu sagen. Ihr Gesicht war nicht ...« Doch ich musste den Satz erst gar nicht zu Ende bringen. Ihr Gesicht war zertrümmert gewesen und Peter und Scott hatten es genauso klar und deutlich gesehen wie ich selbst.

»Ich frage mich, ob sie jemand aus der Schule war«, überlegte Peter und drehte sich schließlich zu uns um. Seine Wangen waren rot von der Kälte und seine Augen glänzten. »Denkt ihr, sie könnte auch auf die Stanton gegangen sein?«

»Ich habe von niemandem gehört, der sonst noch vermisst wird«, berichtete ich.

»Sie war noch jung«, meinte Scott. Ich bemerkte einen Anflug von Zweifel in seiner Stimme. »Keine Erwachsene meine ich. Habt ihr sie gesehen?«

»Ja«, entgegnete ich. »Hab ich! Hab ich!«

»Sie könnte in Stanton gewesen sein«, meinte Peter. »Ich habe sie zwar nicht erkannt, aber es könnte durchaus möglich sein ...«

Die Blicke zu vieler Cops waren nun auf uns gerichtet. Nach all dem Tumult waren wir nicht mehr länger nur neugierige Schaulustige. In unseren Leinenparkas mit Nirvana- und Metallica-Aufnähern an den Ärmeln mussten wir vielmehr wie halbstarke Unruhestifter aussehen.

»Lasst uns abhauen«, beschloss ich.

(Continues…)



Excerpted from "December Park"
by .
Copyright © 2014 Ronald Malfi.
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