Geerbtes Glück
Kenny Ashford sucht die Abgeschiedenheit bei ihrer Cousine, um für sich und ihren Bruder ein neues Leben aufzubauen - fern vom wachsamen Auge des Gesetzes, mit dem Robert schon öfter in Konflikt geraten ist. Doch Kenny kommt vom Regen in die Traufe: Ihre Cousine stirbt und hinterlässt ihr nicht nur eine verschuldete Ranch, sondern auch ihre fünfjährige Tochter Emma. Und Robert gerät wieder in Schwierigkeiten. Als der attraktive Marshal Wyatt Caradon auf der Bildfläche erscheint und helfen will, stößt Kenny ihn zurück. Einziger Lichtblick ist ihre Freundschaft zu einer jungen chinesischen Frau. Doch was soll aus Robert werden? Wird Kenny die Farm behalten und Emma versorgen können? Und wird Wyatt Caradon für Kenny eines Tages mehr als nur ein Feindbild sein?

Tamera Alexander ist für ihre historischen Romane schon mehrfach mit dem Christy Award ausgezeichnet worden, dem bedeutendsten christlichen Buchpreis in den USA. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern in Nashville.
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Geerbtes Glück
Kenny Ashford sucht die Abgeschiedenheit bei ihrer Cousine, um für sich und ihren Bruder ein neues Leben aufzubauen - fern vom wachsamen Auge des Gesetzes, mit dem Robert schon öfter in Konflikt geraten ist. Doch Kenny kommt vom Regen in die Traufe: Ihre Cousine stirbt und hinterlässt ihr nicht nur eine verschuldete Ranch, sondern auch ihre fünfjährige Tochter Emma. Und Robert gerät wieder in Schwierigkeiten. Als der attraktive Marshal Wyatt Caradon auf der Bildfläche erscheint und helfen will, stößt Kenny ihn zurück. Einziger Lichtblick ist ihre Freundschaft zu einer jungen chinesischen Frau. Doch was soll aus Robert werden? Wird Kenny die Farm behalten und Emma versorgen können? Und wird Wyatt Caradon für Kenny eines Tages mehr als nur ein Feindbild sein?

Tamera Alexander ist für ihre historischen Romane schon mehrfach mit dem Christy Award ausgezeichnet worden, dem bedeutendsten christlichen Buchpreis in den USA. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern in Nashville.
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Geerbtes Glück

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by Tamera Alexander
Geerbtes Glück

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by Tamera Alexander

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Overview

Kenny Ashford sucht die Abgeschiedenheit bei ihrer Cousine, um für sich und ihren Bruder ein neues Leben aufzubauen - fern vom wachsamen Auge des Gesetzes, mit dem Robert schon öfter in Konflikt geraten ist. Doch Kenny kommt vom Regen in die Traufe: Ihre Cousine stirbt und hinterlässt ihr nicht nur eine verschuldete Ranch, sondern auch ihre fünfjährige Tochter Emma. Und Robert gerät wieder in Schwierigkeiten. Als der attraktive Marshal Wyatt Caradon auf der Bildfläche erscheint und helfen will, stößt Kenny ihn zurück. Einziger Lichtblick ist ihre Freundschaft zu einer jungen chinesischen Frau. Doch was soll aus Robert werden? Wird Kenny die Farm behalten und Emma versorgen können? Und wird Wyatt Caradon für Kenny eines Tages mehr als nur ein Feindbild sein?

Tamera Alexander ist für ihre historischen Romane schon mehrfach mit dem Christy Award ausgezeichnet worden, dem bedeutendsten christlichen Buchpreis in den USA. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern in Nashville.

Product Details

ISBN-13: 9783868279207
Publisher: Francke-Buch
Publication date: 01/01/2014
Sold by: CIANDO
Format: eBook
Pages: 100
File size: 571 KB
Language: German

About the Author

Tamera Alexander ist für ihre historischen Romane schon mehrfach mit dem Christy Award ausgezeichnet worden, dem bedeutendsten christlichen Buchpreis in den USA. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern in Nashville.

Read an Excerpt

1 Copper Creek, Colorado, Rocky Mountains Dienstag, 5. Juni 1877 McKenna Ashford kletterte in der festen Überzeugung, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, in den Westen zu kommen, von der Kutsche. Das Verhalten ihres Bruders zu Hause in Missouri hatte ihr keine andere Wahl gelassen. Sie betrachtete die nicht gerade idyllische Bergstadt Copper Creek und stellte fest, dass sie rauer war, als sie sich die Stadt nach den Beschreibungen in den Briefen ihrer Cousine vorgestellt hatte. Die Stadt sah mit ihren Schindelgebäuden, von denen sich einige leicht zur Seite neigten und altersschwach wirkten, eher rustikal aus. Viele Fenster wiesen Sprünge auf und erinnerten McKenna an blutunterlaufene Augen, die die ahnungslosen Passanten anstarrten. Aber die Berge … McKenna legte den Kopf in den Nacken und ließ ihren Blick über die zerklüfteten Berge wandern, die über Copper Creek Wache standen. Ihr Blick blieb an den schneebedeckten Gipfeln hängen, die sie gleichzeitig mit Ehrfurcht erfüllten und demütig machten. Janie hatte recht: Ein Mensch, der diese Berge sah, wurde unwillkürlich verändert. „Das ist es also? Dafür haben wir unser Zuhause aufgegeben?“ McKenna schaute zu Robert hinauf, der immer noch auf dem Kutschbock saß, und sah die Verachtung in der finsteren Miene ihres Bruders. Robert war erst vierzehn, neun Jahre jünger als sie, aber er war um einen guten Kopf größer und besaß Muskeln, auf die die meisten Männer stolz gewesen wären. „Robert, ich bitte dich doch nur, dass du mit dem Wagen zu Vince und Janie weiterfährst, damit sie wissen, dass wir angekommen sind.“ Sie war erschöpft und hatte Hunger, aber sie bemühte sich trotzdem, ihre Frustration nicht zu zeigen. Es gelang ihr nicht. Wieder einmal. „Ihr Haus befindet sich nur einen knappen Kilometer außerhalb der Stadt.“ Sie deutete auf den Umschlag, der neben ihm auf dem Kutschbock lag. Sie kannte den Inhalt des Briefes inzwischen auswendig. „Die Wegbeschreibung steht in dem Brief. Ich leihe mir im Mietstall ein Pferd und komme bald nach.“ Robert rührte sich nicht von der Stelle. „Ich sehe nicht ein, wa-rum ich nicht mit dir zum Mietstall kommen kann.“ Er warf einen flüchtigen Blick auf den Brief. „Ich habe diese Leute doch noch nie gesehen.“ „Aber ja, du hast sie schon gesehen. Ich habe dir doch erzählt, dass sie dich kannten, als …“ Sie brach ab, da sein eigensinnig vorgeschobenes Kinn ihr verriet, dass es keinen Sinn hatte, weiterzusprechen. „Du kannst dich an Vince und Janie nicht erinnern, weil du damals noch zu jung gewesen bist. Aber sie werden sich an dich erinnern. Auch wenn sie dich ganz bestimmt nicht wiedererkennen, wenn sie dich sehen!“ Mühsam zwang sie sich zu einem Lächeln. „Sag ihnen einfach, wer du bist. Sie erwarten uns.“ „Ich sehe immer noch nicht ein, warum ich nicht …“ „Robert!“ Sie atmete hörbar aus. „Bitte mach einfach, was ich sage. Ich kläre mit dem Mietstallbesitzer die Details und komme dann sofort nach.“ Er kniff die Augen zusammen. Mit mehr Kraft, als nötig gewesen wäre, löste er die Bremse der Kutsche. „Wahrscheinlich hast du recht. Es ist besser, wenn du ohne mich hingehst. Schließlich wissen wir beide, dass er nicht mich, sondern dich eingestellt hat. Auch wenn er das vielleicht noch nicht weiß!“ Er ließ die Peitsche kräftig knallen. Der Wagen fuhr holpernd an. McKenna sprang schnell zurück, da das Wagenrad ihren Stiefel nur knapp verfehlte. Sie war mit ihrer Geduld am Ende. Wie konnte sie diesen Jungen so sehr lieben und trotzdem manchmal den Wunsch haben, ihn zu erwürgen? Als sie sah, mit welchem natürlichen Geschick Robert mit der schweren Kutsche umging, regte sich in ihr ein Anflug von Neid. Sie hatten die Pferde und den Wagen in Denver gekauft, aber sie war sich nicht sicher gewesen, wie er auf den steilen Bergpässen zurechtkäme. Aber es gab keinen Wagen, den Robert nicht lenken – oder bauen – konnte. Das Werkzeug und Material, das sie von zu Hause mitgebracht hatten, drückten das Wagenbett tief nach unten. Sie hatte sich von dem Werkzeug ihres Vaters nicht trennen können, auch wenn sie nach seinem plötzlichen Tod fast mittellos dastanden. Auf der Hauptstraße stauten sich die Pferdewagen, doch Robert bahnte sich problemlos einen Weg. Die langen Stunden, die sie auf der zweiwöchigen Fahrt von Missouri nach Colorado mit ihm allein verbracht hatte, waren ihr durch sein wiederholtes missmutiges Seufzen viel länger vorgekommen. Er hatte sie damit ständig daran erinnert, dass ihm dieser Umzug nicht gefiel. Als könnte sie das vergessen! Sie hielt den Atem an, als er zwei schwer beladene Wagen viel zu knapp überholte. Er machte das zweifellos absichtlich. Das sah sie daran, wie er vor den Fahrern frech den Hut zog. Die Fahrer warfen ihm einen finsteren Blick zu. Beide waren so kräftig gebaut, dass sie Robert trotz seiner Größe und Muskeln mühelos in seine Schranken verweisen könnten. Sie kniff die Augen zusammen. Einerseits betete sie, dass Robert diese Männer nicht noch mehr provozieren würde, andererseits fragte sie sich, ob ihm eine gehörige Tracht Prügel nicht vielleicht ganz guttun könnte. Sie hatte ihn nie geschlagen. Die Mutterrolle, die Gott ihr in einem so jungen Alter aufgebürdet hatte, überforderte sie oft. Bitte lass ihn hier nicht das machen, was er zu Hause gemacht hat. Dieser Umzug war für sie beide eine Chance zu einem Neuanfang. Sie konnte es sich nicht leisten, dass dieser Versuch, sich ein neues Leben aufzubauen, fehlschlug. Sie dehnte die verspannten Muskeln in ihren Schultern und in ihrem Nacken, müde von der Strecke, die sie heute von Denver nach Copper Creek zurückgelegt hatten. Ein überraschend kühler Wind zog von den schneebedeckten Bergen herab und machte die Nachmittagshitze erträglicher. Sie atmete tief ein und fühlte ein Prickeln in ihrem Brustkorb. Die Luft roch, als hätte Gott sie heute Morgen frisch aus dem Himmel hierhergeweht. Das war ganz sicher ein gutes Zeichen. Seit sie in Denver aus dem Zug gestiegen war, hatte sie das Gefühl, nach Hause zu kommen, obwohl sie diese Gegend noch nie zuvor gesehen hatte. Normalerweise war sie keine Romantikerin, doch sie fragte sich, ob dieser Umzug nach Copper Creek trotz allem Gottes Plan für sie war. Vielleicht lag hier das Erbe, das er für sie vorgesehen hatte? Das Erbe, das ihr Vater ihnen nicht hatte geben können. Sie hob leicht ihren Rock und schritt auf den hölzernen Bürgersteig zu. Dabei bemühte sie sich, den zahlreichen Hinterlassenschaften der Tiere, die über die Straße gezogen waren, auszuweichen. Die Leute, die auf den Holzplanken unterwegs waren, und die Menschen, die sich um den Eingang zum Gemischtwarenladen drängten, grüßten sie mit einem Kopfnicken. Einige lächelten sie sogar freundlich an. Vielleicht konnten sie und Robert sich hier tatsächlich ein neues Leben aufbauen. Vielleicht konnte Copper Creek ihr Zuhause werden. Niemand hier wusste etwas über ihre Vergangenheit. Mit neu aufkeimender Hoffnung betrat sie den Gemischtwarenladen. Sie hatte für Janies fünfjährige Tochter, Emma, eine Kleinigkeit kaufen wollen, war bis jetzt aber nicht dazu gekommen. Es sollte nur ein einfaches Geschenk sein. Sie wollte der Kleinen damit zeigen, wie dankbar sie ihr war, dass Emma ihr Zimmer mit ihr teilte, bis sie eine andere Wohnmöglichkeit für sich und Robert gefunden hätte. Sie dachte an Emmas Zeichnungen, die sie in ihrer Tasche stecken hatte. Süß gemalte Bilder von einem Blockhaus und einem Stall, die ihre Cousine Janie in ihrem letzten Brief an McKenna mitgeschickt hatte. Sie konnte es kaum erwarten, die kleine Künstlerin kennenzulernen. McKenna sah ein älteres Ehepaar durch den Mittelgang des Geschäfts auf sich zukommen und trat zur Seite, um ihnen Platz zu machen. Sie bemerkte das gut gelaunte Augenzwinkern, mit dem der ältere Herr sie bedachte, und beobachtete, welche Aufmerksamkeit er der Frau an seiner Seite schenkte. Wie er sie am Ellenbogen stützte und seine andere Hand fürsorglich an ihren Rücken legte. Wie er ihre Schritte vorhersah, als sie die Stufen zum Bürgersteig hinabstieg. So fürsorglich. So sanft. Als sie die beiden beobachtete, musste McKenna lächeln. Wie lange waren sie wohl schon zusammen? Wie viele gemeinsame Erfahrungen musste man miteinander gemacht haben, um eine solche vertraute Nähe zu entwickeln? Eine Nähe, die so persönlich und so liebevoll war, dass man neidisch werden konnte! Diese Überlegungen weckten in ihr Erinnerungen, die sie lieber ruhen lassen wollte. Ihr Lächeln verblasste. Es hatte einen besonderen Mann in ihrem Leben gegeben. Früher einmal. Einen Mann, von dem sie gedacht hatte, dass sie mit ihm alt werden könnte. Aber Michaels Ehrgefühl und Gerechtigkeitsliebe hatten ihn ihr geraubt. Ein Mann, der Wert auf Ehre legte, war durchaus attraktiv. Doch irgendwann hatte sein Ehrgefühl in seinem Herzen keinen Platz mehr für McKenna gelassen. Von diesen Erinnerungen aufgewühlt, schluckte McKenna schwer und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die vor ihr liegende Aufgabe. Nach einer kurzen Suche entschied sie sich schließlich für das perfekte Geschenk für Emma: ein Holzspielzeug, das aus einem kleinen Becher mit einer Kugel bestand, die mit einem Faden daran befestigt war. Als sie in Emmas Alter gewesen war, hatte sie etwas Ähnliches besessen und hatte dieses Spielzeug geliebt. Während sie es bezahlte, warf sie einen Blick auf ein Päckchen auf der Verkaufstheke, das nach selbst gebackenen Plätzchen aussah. Sie stand so nahe, dass sie den Zucker und die Gewürze riechen konnte. Es waren ihre Lieblingsplätzchen. „Hätten Sie gern ein paar Plätzchen, Madam? Ich backe sie selbst. Sie sind jeden Tag frisch.“ McKenna blickte kurz auf zu der Frau hinter der Theke und zählte dann diskret die wenigen Münzen in ihrer Geldbörse. „Heute lieber nicht. Danke. Es gibt bald Abendessen. Aber sie riechen köstlich.“ Das Kompliment brachte ihr ein Lächeln ein, aber McKenna fühlte trotzdem, wie ihre Wangen glühten, und ahnte, dass die Frau den wahren Grund für ihren Verzicht auf die Plätzchen erraten hatte. McKenna bedankte sich bei ihr und verließ schnell den Laden. Sie tröstete ihren Hunger mit dem Wissen, dass Janie das Abendessen auf dem Ofen warmhalten und ein Blech mit ihren köstlichen Buttermilchkeksen im Ofen haben würde. Sieben Jahre waren vergangen, aber McKenna erinnerte sich immer noch an den Geschmack von Janies Keksen und an die Honigbutter, die sie dazu servierte. Als ihr bewusst wurde, dass sie vergessen hatte, die Frau im Gemischtwarenladen nach dem Weg zum Mietstall zu fragen, erkundigte sich McKenna bei einem Passanten nach dem Weg. „Zu welchem Mietstall wollen Sie, Madam? Wir haben hier drei.“ Drei? Sie hoffte, Janies Rat in Bezug auf den Mietstall, an den sie sich wenden sollte, war wohl überlegt gewesen. Sie brauchte den Mietstall, der ihr und Robert die größten Möglichkeiten bieten konnte. Nach den Kosten für die Zugfahrt nach Denver und dann für den Kauf der Pferde und des Wagens waren ihre Mittel fast völlig erschöpft. „Ich suche den Mietstall, der einem gewissen Mr Casey Trenton gehört.“ Der Mann wies in eine Richtung. „Trentons Stall ist auf der anderen Seite der Stadt, in Richtung der Bergbaulager.“ Er war von kleiner Statur, aber mit einem kräftigen Umfang, der seine fehlende Größe ausglich. Der Fremde schürzte die Lippen und ließ einen lüsternen Blick über sie gleiten. „Sie sind gerade erst mit der Postkutsche angekommen, Miss?“ McKenna nahm den Zwiebelgeruch in seinem Atem und etwas Unangenehmes an seinem Benehmen wahr. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden.“ Sie trat an ihm vorbei und marschierte auf dem unebenen Bürgersteig weiter. Dabei ignorierte sie seine wiederholten Versuche, neben ihr zu gehen und das Gespräch wieder aufzugreifen. Sie ging in die Richtung, die er ihr gezeigt hatte, und warf einen vorsichtigen Blick hinter sich, um sicherzugehen, dass er ihr nicht mehr folgte. Doch er folgte ihr. Allerdings nur mit den Augen. Sie bog in die nächste Seitenstraße ein. In der Regel waren Männer trotz ihres Prahlens und ihrer großspurigen Reden leicht zu durchschauen. Es tat gut, zu Fuß zu gehen. Sie verlängerte ihre Schritte und konnte es nicht erwarten, ihre geschäftlichen Angelegenheiten mit Mr Trenton, dem Eigentümer des Mietstalls, zu klären und noch vor Sonnenuntergang zu Vince und Janie zu kommen. Es könnte hier schneller dunkel werden, als sie erwartet hatte, da Copper Creek von hohen Bergen umgeben war. „Eine Versorgungsstelle für umliegende Bergbaustädte“, hatte Janie Copper Creek genannt. McKenna hoffte sehr, dass diese Situation ihren und Roberts Berufsaussichten entgegenkäme. Sie kam an Gebäuden vorbei, die aus handbearbeiteten Kiefern gebaut waren und auf engem Raum nebeneinanderstanden, als würden sie sich nach dem harten Winter, für den diese Gegend bekannt war, immer noch eng aneinanderdrücken. Trotzdem regte sich in ihr bereits eine Sympathie für diese Stadt. Sie zog diese Kleinstadt der Großstadtatmosphäre von St. Joseph, die sie und Robert hinter sich gelassen hatten, vor. Sie freute sich, Janie nach so vielen Jahren wiederzusehen. Und auch Vince. Janie war ihre Cousine, aber sie standen sich so nahe wie Schwestern. Janie war die Schwester, die McKenna sich immer gewünscht hatte. Es war gut möglich, dass Janie inzwischen schon ihr zweites Baby bekommen hatte. Es müsste jeden Tag so weit sein. Der letzte Brief, den McKenna bekommen hatte, war bereits vor zwei Monaten abgeschickt worden. Doch im Frühling war auf einer neuen Ranch immer viel zu tun, noch dazu, wenn man ein fünfjähriges Kind hatte, das ständig beschäftigt werden wollte. Wie gut sie sich an Robert in diesem Alter erinnerte! „Guten Tag, Madam“, grüßte eine junge Frau sie mit einem freundlichen Lächeln, als sie auf dem Bürgersteig an ihr vorbeiging. Ein kleiner Junge saß auf ihrer Hüfte und ein zweiter Junge, der nicht viel älter war, klammerte sich an ihren Rock und lief hinter ihr her. „Guten Tag.“ McKenna grinste, als sie sah, wie der ältere Junge sich anstrengte, um mit seiner Mutter Schritt zu halten, und diese Herausforderung sichtlich genoss. Robert hatte als kleiner Junge ganz genauso gestrahlt und sich an ihren Rock geklammert, wenn sie miteinander in den Gemischtwarenladen gegangen waren. Sie seufzte. Das alles schien ewig weit weg zu sein. Seitdem war so viel passiert. Sie hob den Blick zum Himmel, wo die Sonne sich unaufhaltsam den schneebedeckten Gipfeln näherte und die Berge mit einem leuchtenden, goldenen Schein versah. Zugegeben, an manchen Tagen fragte sie sich, ob sie sich mit ihrem Umzug nach Copper Creek nur an den sprichwörtlich letzten Strohhalm klammerte. Aber sie hatte deswegen lange und intensiv gebetet und viele schlaflose Nächte darüber nachgedacht, bis sie irgendwann den Eindruck gehabt hatte, dass sie diesen Schritt wagen sollte. Diese immer tiefer werdende Gewissheit in ihr war ein angenehmes Gefühl. Endlich hatte sie eine genau durchdachte, gute Entscheidung getroffen. Sie warf einen Blick in die Schaufenster, an denen sie vorbeiging: ein Bekleidungsgeschäft für Frauen, ein Schuster und eine Bäckerei, deren Tür offen stand. Der würzige Duft von frisch gebackenem Brot und etwas Süßem stieg ihr in die Nase und sie verlangsamte ihre Schritte. Ihr Magen zog sich vor Hunger zusammen. Aber sie tröstete sich erneut mit dem Gedanken, dass Janie mit dem Abendessen auf sie wartete, und ging weiter. Sie konnte ziemlich gut kochen, aber sie war keine gute Bäckerin. Als kleiner Junge hatte Robert ihr erklärt, dass ihre Kekse sich ausgezeichnet als Wurfgeschosse für seine Steinschleuder eigneten. Leider hatte er damit recht gehabt. Aber eine Frau konnte nicht in allem gut sein. Es war am besten, sehr früh zu lernen, wo die eigenen Stärken lagen, und das meiste aus ihnen zu machen. Sie war gezwungen gewesen, schon in sehr jungem Alter zu lernen, wo ihre Stärken, aber auch wo ihre Schwächen lagen, von denen sie mehr als genug hatte. Sie erreichte das Ende des Bürgersteigs und trat auf die Straße hinab. Vielleicht war sie zu früh gezwungen worden, das zu lernen, aber wenigstens hatte sie … Die polternden Pferdehufe kündigten den Reiter nur wenige Sekunden, bevor er bei ihr war, an. McKenna wich ihm mit einem schnellen Satz aus. Sie entkam den Pferdehufen nur knapp und fiel hart auf die Stufen des Bürgersteigs. Ein brennender Schmerz schoss durch ihre Schulter und in ihre linke Hand. Der Mann musste sie gesehen haben. Trotzdem hatte er keinen Versuch unternommen, anzuhalten! Sie blinzelte benommen. Schließlich gelang es ihr, wieder aufzustehen. Doch im nächsten Moment hörte sie die polternden Hufe eines zweiten Reiters, der den ersten offenbar verfolgte.

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