Liebe geht immer: Roman

Ist das Liebe, oder kann das weg?

Gerade war Charlottes Leben noch ein rosarotes Zuckerwatteparadies, dann ist sie vor allem eins: ex. Exfreundin, Exredakteurin, exglücklich. Aus dem Paradies gekickt von einer Frau, die zu perfekt ist, um wahr zu sein. Und so nimmt Charlotte den Kampf auf – gegen Hüftspeck und Schweinehunde. Nach Lauftraining, No-Carb, Mind-Coaching und minus 15 Kilo stellt sie fest: Ein Leben ohne kleine Sünden ist möglich, aber sinnlos. Außerdem hat sie Lars kennengelernt, und der hat nicht nur wunderbare Grübchen, sondern macht auch die besten Schokoküchlein der Welt ... 

Ein unglaublich witziger Roman darüber, was passiert, wenn man versucht, gelassener zu leben.

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Liebe geht immer: Roman

Ist das Liebe, oder kann das weg?

Gerade war Charlottes Leben noch ein rosarotes Zuckerwatteparadies, dann ist sie vor allem eins: ex. Exfreundin, Exredakteurin, exglücklich. Aus dem Paradies gekickt von einer Frau, die zu perfekt ist, um wahr zu sein. Und so nimmt Charlotte den Kampf auf – gegen Hüftspeck und Schweinehunde. Nach Lauftraining, No-Carb, Mind-Coaching und minus 15 Kilo stellt sie fest: Ein Leben ohne kleine Sünden ist möglich, aber sinnlos. Außerdem hat sie Lars kennengelernt, und der hat nicht nur wunderbare Grübchen, sondern macht auch die besten Schokoküchlein der Welt ... 

Ein unglaublich witziger Roman darüber, was passiert, wenn man versucht, gelassener zu leben.

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Liebe geht immer: Roman

Liebe geht immer: Roman

by Myriam Klatt
Liebe geht immer: Roman

Liebe geht immer: Roman

by Myriam Klatt

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Overview

Ist das Liebe, oder kann das weg?

Gerade war Charlottes Leben noch ein rosarotes Zuckerwatteparadies, dann ist sie vor allem eins: ex. Exfreundin, Exredakteurin, exglücklich. Aus dem Paradies gekickt von einer Frau, die zu perfekt ist, um wahr zu sein. Und so nimmt Charlotte den Kampf auf – gegen Hüftspeck und Schweinehunde. Nach Lauftraining, No-Carb, Mind-Coaching und minus 15 Kilo stellt sie fest: Ein Leben ohne kleine Sünden ist möglich, aber sinnlos. Außerdem hat sie Lars kennengelernt, und der hat nicht nur wunderbare Grübchen, sondern macht auch die besten Schokoküchlein der Welt ... 

Ein unglaublich witziger Roman darüber, was passiert, wenn man versucht, gelassener zu leben.


Product Details

ISBN-13: 9783841214966
Publisher: Aufbau Digital
Publication date: 03/09/2018
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 304
File size: 4 MB
Language: German

About the Author

Myriam Klatt, geboren 1984, studierte Literatur und Politik und lebt heute als freie Autorin und Redakteurin in Berlin. Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane "Liebe geht immer“ und "Und plötzlich Liebe" erschienen.  

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Wenn man heimlich mit dem eigenen Chef liiert ist, dann bleiben Fragen offen, die andere Frauen sich gar nicht erst stellen müssen. So kommt es denn auch, dass ich am Sonntagmorgen in Olivers Bett liege und nicht schlafen kann. Die grünen Ziffern der Digitaluhr auf dem Nachttisch zeigen, dass es auf sechs zugeht, und ich beschließe, dass ich lange genug gewartet habe. Es wird Zeit für ein paar Antworten.

»Oliver?«, raune ich und drehe mich dabei auf die Seite. Der blondgelockte Mann neben mir im Bett brummt leise, macht aber keine Anstalten, mir zu verraten, ob er nun plant, mich zu heiraten, oder ob er mich befördern will. Dass eines von beidem kurz bevorsteht, dessen bin ich mir nach langer Debatte mit meiner besten Freundin Matilda sicher. In anderthalb Jahren Beziehung hat mein geliebter Vorgesetzter mich schließlich noch nicht ein einziges Mal ausgeführt, erst recht nicht so opulent wie gestern Abend: Erst ein teures Restaurant in Mitte, dann eine romantische Bootstour auf der Spree und zum Abschluss zwölfeinhalb Minuten Sex mit Licht an. Ein zumindest phasenweise spektakuläres Programm, und wenn ich eines genau weiß, dann das, dass Oliver so etwas nicht umsonst veranstaltet. Während ich hoffe und vermute, dass er mit diesem Abend meine Beförderung zur Moderatorin unseres Lokalsenders einläuten wollte, glaubte Matilda fest an einen Heiratsantrag. Doch bisher: nichts. Na ja, ein paar ominöse Andeutungen, dass zu Hause noch was ganz Großes passieren würde, die hatte er gemacht, aber nach dem Sex hatte Oliver nicht Klartext geredet, sondern war spontan in einen totengleichen Tiefschlaf gefallen.

»Oliver?«, gurre ich ihm ins linke Ohr. Er grunzt. Ich stupse ihn mit dem Fuß an, und er grunzt ein weiteres Mal.

»Oliver?«, sage ich wieder, diesmal so laut, dass selbst der Banker im Nachbar-Loft davon wach geworden sein dürfte. Auch Oliver schlägt jetzt endlich die Augen auf. Sie sind zwar ein wenig gerötet, aber trotzdem sehr anziehend. Vom ersten Moment an bin ich in seinen kühnen blauen Blick vernarrt gewesen. Auch alles andere an ihm finde ich mindestens so attraktiv wie am ersten Tag: seinen konsequent eleganten Kleidungsstil, die kompromisslose Art, mit der er unsere Entscheidungen trifft, und nicht zuletzt das unerschütterliche Selbstbewusstsein, mit dem er allem und jedem gegenübertritt.

»Lotte?«, murmelt er, »was ist denn los?«

»Warum das alles?«, frage ich. Eigentlich ist es nicht meine Art, mit der Tür ins Haus zu fallen, aber meine Geduld habe ich in den Stunden aufgebraucht, in denen mein werter Partner gemütlich vor sich hin geschlafen hat. »Warum der ganze aufwendige Abend? Was steckt dahinter?«

Oliver runzelt die Stirn. Dann dreht auch er sich auf die Seite und gähnt. »Ach Lotte«, seufzt er, »du und dein Spürsinn.«

Ich werde rot, peinlich, dass ich mich bei dem kleinsten Kompliment von ihm immer noch geschmeichelt fühle ... »Der wird den Leuten in der Redaktion bestimmt fehlen«, fügt er hinzu, und ich blinzle entzückt. Außer Oliver hat bei uns nur eine einzige weitere Person ein eigenes Büro: die Moderatorin. Die Redakteure dagegen hocken hinter lachsfarbenen Aufstellwänden wie Hühner auf der Stange. Also doch die Beförderung! Mein Herz nimmt Fahrt auf. Bei aller Liebe für Glockengeläut und Sträuße werfen: Von Oliver träume ich erst seit einundzwanzig Monaten – von dem Job als Moderatorin dagegen schon mein ganzes Leben.

»Wird es das?«, säusel ich und lasse meine Lider auf Halbmast sinken. Wie immer, wenn ein sehnsuchtsvoller Wunsch nach langer Zeit in Erfüllung geht, fühlt sich das sehr surreal an. Surreal, aber wunderbar. So wie damals, als ich nach jahrelangem Betteln endlich den Drei-???-Detektivkoffer zum Geburtstag bekommen hatte. Den ersten selbstgenommenen Fingerabdruck habe ich heute noch an der Wand hängen.

»Ja. Ich sehe da beim besten Willen keine andere Möglichkeit«, Oliver richtet sich auf und fasst meine Hände, »es fehlt einfach das Geld.«

Wunderbar war einmal: Ich schlage verwirrt die Augen auf und lege den Kopf schief. »Das Geld? Was meinst du denn damit?«

»Kerstin Bayer ist ein Name, und ein Name kostet.«

»Kerstin Bayer?«

»Unsere neue Moderatorin für die Abendschiene.«

Mir wird heiß. Dann kalt. Dann kotzübel. Ich kann nicht fassen, was ich da gerade gehört habe. Ich bekomme eine Gänsehaut, und zwar nicht die von der guten Sorte.

»Unsere neue Moderatorin?!«

»Genau. Ein Talent vom Wetterkanal. Hübsch, seriös, ein echter Blickfang und außerordentlich begabt. Wirklich ein Glücksfall, dass ich sie überreden konnte, zu uns zu wechseln. So ein Name wie Kerstin Bayer, der kann uns weit bringen. Aber wie gesagt, das kostet natürlich.«

Ich schlucke vernehmlich.

»Natürlich«, wiederhole ich. Was Besseres fällt mir gerade nicht ein: In meinem Kopf ist Chaos, in meinem Herzen auch. Mir ist, als hätte ich auf einen Schlag komplett die Orientierung verloren, als wüsste ich nicht mehr länger, wo oben und unten und was richtig und falsch ist. Alles, was ich noch fühlen kann, ist eine bittere Enttäuschung, die ein riesiges schwarzes Loch in mein ganzes Leben reißt.

Oliver redet weiter. »Und deshalb«, sagt er beherzt, »muss ich dich leider entlassen. Ich weiß, das hört sich erstmal grausam an, aber Lotte, ich habe keine andere Wahl – und werde es wiedergutmachen, versprochen.«

»Entlassen?!«, rufe ich und setze mich erschrocken auf. Eben dachte ich den Tiefpunkt meines Daseins erreicht zu haben, doch jetzt wird mir klar, dass ich nicht mal in seiner Nähe gewesen bin. »Entlassen?«, wiederhole ich ungläubig, »was soll denn das heißen? Wie meinst du das?«

»Lotte, es tut mir wirklich unsagbar leid, aber Kiez TV kann dich nicht länger beschäftigen. Wir müssen die Ressourcen umverteilen. Mir sind da die Hände gebunden. Ich kann schließlich nicht Helene kündigen. Wie würde das auf die Anderen wirken, wenn ich eine alleinerziehende Mutter auf die Straße setze?«

»Aber ...«, piepst meine Stimme, »aber du weißt doch, dass ich unbedingt selbst Moderatorin werden will. Nur deshalb bin ich doch überhaupt zu deinem Sender gekommen! Weil ich moderieren will!«

»Lotte«, Oliver tätschelt zärtlich meinen Arm, »nun sei doch nicht albern.«

»Wieso ist das denn albern?«

»Ach Lotte ...« Oliver seufzt. »Bitte verstehe mich jetzt nicht wieder falsch, okay? Du weißt, dass ich finde, dass du deine Sache sehr gut machst – wenn es allein nach mir ginge, dann würden wir dich auch behalten. Aber Nachrichten-Moderation ist doch etwas ganz anderes. Da braucht man eine komplett andere Haltung als für Modeberichte und Beiträge über Lokal-Promis.«

»Das mag ja sein, aber wer sagt denn, dass ich diese Haltung nicht genauso gut einnehmen kann wie diese Wetterfrau?«

Schließlich leiste ich preisgekrönte Arbeit, bin bei den Leuten beliebt und in Berlin gut vernetzt, also eigentlich ideal, um das neue Aushängeschild von Kiez TV zu werden. Doch sein Gesicht verrät mir, dass Oliver anders denkt. Es ist die Art, wie seine Augenbrauen sich zusammenziehen, während auf seinen Lippen ein Lächeln liegt, das halb genervt und halb begütigend wirkt. Genauso guckt er Lieferanten an, die die falsche Pizza bringen.

»Ach Mensch Lotte, nun mach es mir doch nicht so schwer. Jeder hat halt andere Talente; der eine ist perfekt für Unterhaltungssendungen, der andere für seriöse Moderationen. Das ist doch ganz normal. Ich würde auch nicht plötzlich Sportveranstaltungen kommentieren.«

»Aber ich wünsche mir das doch schon so lange! Und ich bin sicher, dass ich ausgezeichnet seriös sein kann.«

Oliver seufzt auf.

»Wir haben im Sender lange darüber gesprochen, das ist ja nicht alleine meine Entscheidung, das heißt schon, aber ich entscheide natürlich immer im Sinne des Zuschauers. Und da sind die Umfrageergebnisse ganz klar.«

Ich rolle mit den Augen. Sobald es um die Einschaltquote geht, wird Oliver handzahm.

»Und was bitteschön haben die Zuschauer dagegen, dass ich die Nachrichten moderiere?«

»Ach, Lotte«, antwortet Oliver, und ich höre ihm an, dass er das Nächste eigentlich lieber nicht sagen würde. Aber er weiß genau, dass er damit bei mir nicht durchkommen würde. Nicht heute, nicht wenn es um so viel geht für mich. »Du weißt doch, wie die Leute sind. Haben ein ganz genaues Bild davon, wie eine Nachrichtenmoderatorin sein muss. Ernst, gepflegt, seriös ... und schlank.«

Mein Herz bleibt beinahe stehen. Ich bin unfähig, ein Wort herauszubringen, unfähig zu reagieren, unfähig zu denken. Denn mit allem hätte ich gerechnet. Nur nicht damit, dass Oliver mir so kommt. Dabei war ich eigentlich vorgewarnt. Matilda war nämlich schon gestern Nachmittag in mein Schlafzimmer geplatzt und hatte mir lautstark verkündet: »Charlotte, du musst aufpassen! Früh geborene Stiere sollen heute mit besonderer Vorsicht durch die Stunden gehen, denn die Gefahr reist stetig mit! Hüte dich vor falschen Wünschen, Missverständnissen und Zwiebeln.«

»Zwiebeln?«

»Zwiebeln. Eventuell auch Knoblauch.«

»Knoblauch passt zu einem romantischen Dinner ja auch in etwa so gut wie ein Keuschheitsgürtel. Oder Lockenwickler.«

»Das Schicksal ist kein Scherz, Charlotte! Die Sterne sagen, heute wird etwas Schlimmes passieren!«

Meine Freundin hatte sich mit weit aufgerissenen Augen auf mein Bett gesetzt und nervös an ihren roten Locken gezupft. Ernst genommen hatte ich sie trotzdem nicht. Matilda wechselt die übersinnlichen Hobbys so zuverlässig wie mein Vater das Öl in seinem Mercedes und hatte sich nach einem halben Jahr Quija-Brett erst vor zwei Wochen der Astrologie zugewandt. Ihre Trefferquote war bisher allerdings nicht besser gewesen als meine beim Lotto.

»Die Zeichen stehen auf Aufruhr!«, hatte sie gerufen.

»Ich glaube, du hast da was fehlgedeutet. Irgendwelche Interpunktionen oder Konjugationen oder wie das heißt.«

»Konjunktionen. Die Sterne sind kein Grammatikbuch.«

»Siehst du, deshalb kannst du sie auch nicht einfach beugen.«

»Aber ich weiß, was ich gesehen habe! Und Gerald, mein Seminarleiter, betont immer, dass wir auf unsere Instinkte vertrauen müssen. Wegen der universellen Kräfte.«

»Also mein Instinkt sagt, dass Oliver mich zur Moderatorin macht. Es passt einfach alles zu gut: Die Stelle wird bald frei, ich will sie, und außerdem habe ich gerade diesen Preis bekommen.«

Matilda hingegen hatte auf einen Heiratsantrag getippt. Begeistert war sie davon allerdings nicht gewesen.

»Die Sterne stehen ungünstig bei euch beiden!«, hatte sie erklärt, »es fehlen einfach die harmonischen Schwingungen!«

»Was soll denn das jetzt bitte heißen?«

»Dass ein anderer Mann vielleicht besser für dich wäre. Jemand, der sensibel ist, dich stärkt und unterstützt. Nicht einer, der Termine bei der Kosmetikerin für dich macht und an deinem Kleidungsstil rumkrittelt. Ganz zu schweigen von der Sache mit der Waage.«

»Oliver hat sie mir nur geschenkt, weil meine kaputt war. Das sollte nur zeigen, dass er gerne für mich sorgt. Mehr steckt da nicht hinter«, hatte ich ihre Bedenken abgewehrt. Ich bin eher der Typ Mädchen von nebenan: durchschnittlich groß (1,66), mit durchschnittlichen Haaren (schulterlang und hellbraun), durchschnittlichen Augen (ebenfalls hellbraun) und durchschnittlichen Gesichtszügen. Nur mein Gewicht, das ist überdurchschnittlich, und zwar überdurchschnittlich hoch. Doch ich war mir absolut sicher gewesen, dass all das für Oliver nie ein Problem gewesen war und auch nie eines werden würde. Aber Pustekuchen: Jetzt sitze ich hier, frisch gefeuert und mit meinem Latein am Ende. Ich schweige, Oliver schweigt, und am liebsten möchte ich mir die Decke über den Kopf ziehen und sterben. Ohne viel Tamtam. Doch dann ist plötzlich Schluss mit Denken. Stattdessen explodiert etwas in meiner Brust, wahrscheinlich mein Herz oder das ganze Cholesterin.

»Ich bin also zu dick für meinen Traumjob?!«, schreie ich so laut, wie ich noch nie geschrien habe, »ich glaube, du hast sie nicht mehr alle!«

»Lotte, komm. Lass uns ordentlich darüber reden. Ich habe nie gesagt, dass du zu dick bist.«

»Stimmt, du hast gesagt, dass Moderatorinnen schlank sein müssen und ich leider keine Moderatorin sein kann. Heißt: Ich bin zu dick. Wie sonst soll ich das denn bitte verstehen?«

Oliver schweigt.

»Weißt du was? Fick dich!«

Er zuckt zusammen. Ich auch. Wenn ich Schimpfworte benutze, dann sind diese in etwa so gesalzen wie ein Vanillepudding. Selbst in der Pubertät bin ich nie aufmüpfig gewesen. Doch jetzt, Anfang dreißig, fühlt es sich erstaunlich gut an, keine Rücksicht auf Anstand und Vernunft zu nehmen.

»Fick dich!«, wiederhole ich also und kämpfe mich wütend aus dem Bettzeug. »Ich habe dir vertraut, hörst du? Vertraut!«

Tränen brennen in meinen Augen. Meine Stimme ist rau, mein Hals heiser und mein Herz wund. »Ich dachte, wir sind ein Team. Aber von wegen. Dich kümmert doch einen Scheißdreck, wie es mir geht.«

»Das ist nicht wahr!«

Ich schnaube, während ich mit der einen Hand das Kleid unter dem Bett hervorzerre und mit der anderen nach den Sandalen taste. »Mein ganzes Leben träume ich davon, eines Tages Nachrichten zu moderieren. Darauf arbeite ich seit Jahren hin, verstehst du, seit Jahren! Tag für Tag mache ich mich in deinem dummen Sender krumm in der Hoffnung, dass sich all die Mühe einmal auszahlt. Und was machst du? Du feuerst mich! Wie soll ich denn bitte meine Miete zahlen?«

Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass Matilda mich vor die Tür setzt, aber es geht mir ums Prinzip. Oliver schaut mich an und wagt es sogar, zu lächeln. »Ich habe dir doch vorhin gesagt, dass ich das alles wieder gutmache, das war kein leeres Gerede. Mir ist ja klar, dass das nicht so toll ist mit der Kündigung. Aber was hältst du davon: Du ziehst einfach bei mir ein!«

Ich stoppe in der Bewegung und starre ihn an. Er versteht das als Aufforderung, weiterzureden.

»Denn das ist das Gute daran, dass du nicht mehr im Sender bist: keine Heimlichkeiten mehr. Kein Grund mehr, zu verstecken, dass wir beide, na ja, ein Paar sind. Dann kannst du schön hier einziehen, und es macht auch nichts, dass du nichts verdienst. Ich sorge für das Geld, und du machst es uns gemütlich.«

»Ach, ist das so?«, höre ich mich fragen, »na, das ist ja großzügig. Ein Traum. Wenn das dein toller Plan ist, dann kannst du dir den sonst wohin stecken. Ich spiel doch nicht das Frauchen am Herd, während irgend so eine Tussi meinen Traumjob macht, nur weil mein eigener Freund mich zu fett findet.«

Als ich meine Stimme höre, schnell, laut und hart, bin ich plötzlich ganz schön verblüfft über die Frau, die da zum Vorschein kommt.

»Ex-Freund, meine ich«, sagt diese Frau jetzt, und ich falle fast hinten über. Habe ich das wirklich gerade gesagt?

»Aber Lotte, nun beruhige dich doch mal. Das ist doch halb so wild. Du kannst dir doch auch einen anderen Job suchen, wenn dir das so wichtig ist, ich meine, ich habe Kontakte unddu selbst doch sicher auch, da finden wir schon was für dich. Gemeinsam.«

Endlich entdecke ich die Schuhe beziehungsweise einen der Schuhe. Und schon ist er wieder weg, denn meine Hand schleudert ihn unverzüglich in Richtung Oliver.

»Lotte!«, brüllt er empört, dabei habe ich ihn um einen halben Meter verfehlt, »du bist ja geisteskrank! Das kannst du doch nicht machen.«

Ohne ein weiteres Wort – und ohne Schuhe – stürme ich aus der Wohnung.

Eine halbe Stunde später sitze ich auf dem Bordstein an der Admiralbrücke und starre auf meine verdreckten Zehen. Die Sonne ist höher in den blauen Himmel gestiegen, das Wasser im Kanal glitzert, die Vögel singen und die Luft ist frisch. Doch heute kann mich nicht mal das gute Wetter trösten. Müde fische ich mein Smartphone aus der Tasche und rufe Matilda an.

»Und? Wie war es?«

»Er hat mich gefeuert, und ich hab Schluss gemacht.«

»Wie bitte?! Ist das dein Ernst?«

Ich schildere ihr in knappen Worten, was geschehen ist.

»Das tut mir so leid«, sagt sie, als ich geendet habe, »ich fühle mit dir, Charlotte, ich kann mir vorstellen, wie schlimm das für dich sein muss. Wenn die Sicherheit des Seins so heftig erschüttert wird, dann leidet die gesamte Seele. Ich meine ...« Sie verstummt, und ich rechne es ihr hoch an, dass sie die Gelegenheit nicht nutzt, mich darauf hinzuweisen, dass ich wohl doch besser auf sie und ihre Sterne gehört hätte.

»Und was willst du jetzt machen?«, fragt sie mich stattdessen. Wenn sie mich sehen könnte, wüsste sie, dass ich keinen Plan habe. Menschen mit Plan hocken selten im Rinnstein.

»Keine Ahnung«, antworte ich, »erstmal muss ich mich wohl aufraffen, nach Hause zu laufen. Barfuß, wohlgemerkt. Und dann werde ich mir wohl oder übel einen neuen Job suchen.«

Matilda zieht aufgeregt Luft ein. »Warte, warte, warte«, sagt sie so drängend, als wäre ich im Begriff, ihr jeden Moment davonzurennen, »ich glaube, ich habe da eine Idee.«

»Hast du die auch in den Sternen gelesen?«

(Continues…)


Excerpted from "Liebe Geht Immer"
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