Meeresrauschen und Inselträume (Evening Stars)

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Meeresrauschen und Inselträume (Evening Stars)

eBookGerman-language Edition (German-language Edition)

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Overview

Schon immer war Nina für andere der Fels in der Brandung. Deshalb ist die alleinstehende Arzthelferin auf Blackberry Island gestrandet und arbeitet, wo andere ausspannen - während Mutter und Schwester ihre Träume leben. Nina hat ihrer Familie zuliebe ihre große Liebe und das geplante Medizinstudium aufgegeben. Soll das wirklich alles gewesen sein? Jetzt will Nina endlich Kurs aufs eigene Glück nehmen. Aber sie muss lernen, dass man zuerst loslassen muss, um dem Herzen zu folgen …

"Ein sehr vergnüglicher und einsichtsvoller, witziger und treffender Blick auf Selbstaufopferung."
Booklist

"Susan Mallery ist ein wunderbarer, niemals kitschiger Roman über Freundschaft, Familie und Verzeihen gelungen."
Für Sie über "Wie zwei Inseln im Meer"


Product Details

ISBN-13: 9783959677646
Publisher: HarperCollins Publishers
Publication date: 08/01/2018
Series: Blackberry Island (Foreign Language Editions) Series , #3
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 416
File size: 4 MB
Language: German

About the Author

About The Author
Die SPIEGEL-Bestsellerautorin Susan Mallery unterhält ein Millionenpublikum mit ihren herzerwärmenden Frauenromanen, die in 28 Sprachen übersetzt sind. Sie ist dafür bekannt, dass sie ihre Figuren in emotional herausfordernde, lebensnahe Situationen geraten lässt und ihre Leserinnen und Leser mit überraschenden Wendungen zum Lachen bringt. Mit ihrem Ehemann, zwei Katzen und einem kleinen Pudel lebt sie in Washington.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Der Kampf zwischen Betty Boop und bunten Herzen endete mit Nina Wentworths Beschluss, dass heute ein Betty-Boop-Tag sein würde. Sie schlüpfte in den kurzärmeligen Schwesternkittel und bewegte sich bereits in Richtung Bad, bevor er über ihre Hüften gerutscht war.

»Sei nicht zu eng, sei nicht zu eng«, sang sie und kam vor dem Spiegel zum Stehen, wo sie nach ihrer Bürste griff.

Der Stoff legte sich, wie er sollte, und ließ noch ein paar Zentimeter Luft übrig. Nina seufzte erleichtert auf. Der Zwischenfall gestern Abend mit den drei Brownies und einem großzügigen Glas Rotwein hatte keinen bleibenden Eindruck auf ihren Hüften hinterlassen. Sie war froh darüber, und sie würde später auf dem Crosstrainer Buße tun. Oder zumindest schwören, nie mehr als einen Brownie auf einmal zu essen.

Zehn Sekunden bürsten, eine Minute flechten, und ihre blonden Haare sahen gepflegt und ordentlich aus. Sie flitzte hinaus in den Flur und in die Küche, wo sie sich ihren Schlüsselbund schnappte und weiter zur Hintertür eilte. Sie streckte bereits ihre Hand nach dem Knauf aus, als das Telefon klingelte.

Sie sah auf die Uhr, dann auf das Telefon. Jeder in ihrem Umfeld – Freunde, Familie, Kollegen – hatte ihre Handynummer. Es rief nur selten jemand auf dem altmodischen Festnetztelefon an, und wenn, dann waren es keine guten Neuigkeiten. Nina machte wieder kehrt und wappnete sich innerlich gegen Unheil.

»Hallo?«

»Hey, Nina. Hier ist Jerry von Zu schön, um wahr zu sein. Ich habe gerade erst aufgemacht, und ich habe hier eine Kundin, die mir eine Kiste mit Plunder, äh, mit Sachen verkaufen will. Ich glaube, die sind aus eurem Laden.«

Nina schloss die Augen und unterdrückte ein Stöhnen. »Lass mich raten: Anfang zwanzig, rote Haare mit lila Strähnen und ein seltsames Vogel-Tattoo auf dem Hals?«

»Das ist die Frau. Sie sieht mich etwas böse an. Denkst du, sie ist bewaffnet?«

»Ich hoffe nicht.«

»Ich auch.« Jerry klang nicht besonders beunruhigt. »Wie heißt sie?« »Tanya.«

Hätte Nina mehr Zeit gehabt, wäre sie an Ort und Stelle kollabiert. Aber sie hatte einen richtigen Job und musste los. Einen Job, der in keinem Zusammenhang mit dem Desaster stand, das der familieneigene Antiquitätenverkauf war.

»Du hast zugelassen, dass deine Mutter diese Frau einstellt?«, fragte Jerry.

»Ja.«

»Du solltest es besser wissen.«

»Tu ich auch. Ich werde gleich die Polizei anrufen und sie zu dir rausschicken. Kannst du Tanya solange bei dir festhalten?«

»Na klar, mein Mädchen.«

»Super. Ich komme dann nach der Arbeit vorbei und hole die Sachen ab.«

»Ich werde sie für dich verwahren«, versprach Jerry.

»Danke.«

Nina legte den Hörer auf und lief dann hinaus zu ihrem Wagen. Sobald ihr Handy mit der Freisprechanlage verbunden war, wählte sie die Nummer der örtlichen Polizeiwache und erklärte dem Beamten, was passiert war.

»Schon wieder?«, fragte Deputy Sam Payton in belustigtem Ton. »Hat deine Mutter diese Frau eingestellt?«

Nina fuhr vorsichtig rückwärts aus der Einfahrt. Mit Jerrys Spott konnte sie umgehen. Jerry hatte sein ganzes Leben auf der Insel verbracht – er durfte sie hänseln. Aber Sam war relativ neu hier. Er hatte sich noch keine Spottrechte erworben.

»Hey, hier spricht eine Steuerzahlerin, die eine Straftat anzeigt«, sagte sie.

»Ja, ja. Ich schreibe es auf. Was hat die Frau alles mitgenommen?«

»Ich habe nicht gefragt. Sie ist gerade im Pfandhaus. Im Zu schön, um wahr zu sein.«

»Das kenne ich«, sagte Sam. »Ich fahre gleich mal rüber und schaue mir die Sache an.«

»Danke.«

Sie legte auf, bevor er ihr Tipps zu Einstellungskriterien geben konnte, und fuhr den Hügel hinauf. Der Morgenhimmel war klar – ungewöhnlich für den Frühling im Pazifischen Nordwesten. Das schöne Wetter kam normalerweise erst kurz vor dem Sommeranfang. Im Westen glitzerte blaues Wasser. Im Osten lag das Festland von Washington.

Während Nina höher und höher fuhr, wurde die Aussicht immer besser, aber als sie vor den drei Häusern im Queen-Anne-Stil hielt, auf der Spitze des Hügels, war das Letzte, was ihr in den Sinn kam, kurz innezuhalten und die spektakuläre Kombination von Himmel und Meer zu genießen.

Sie eilte die Eingangstreppe zum mittleren Haus hoch, in dem ihre Chefin wohnte und praktizierte. Dr. Andi, wie sie genannt wurde, war eine beliebte Kinderärztin auf der Insel. Besser gesagt, die einzige Kinderärztin. Sie war vor einem Jahr hierhergezogen, und ihre Praxis florierte seit der Eröffnung im September. Dr. Andi war außerdem frisch verheiratet und schwanger.

Nina schloss die Haustür auf und ging hinein. Auf ihrem Weg durch die Praxis schaltete sie das Licht ein, kontrollierte die Temperatur auf dem Thermostat und fuhr die drei Computer am Empfang hoch.

Nachdem sie ihre Tasche in ihrem Spind verstaut hatte, loggte sie sich am Computer ein, öffnete den Terminkalender und sah, dass der erste Patient für heute abgesagt hatte. Andi würde über die zusätzliche Zeit froh sein, um in die Gänge zu kommen. Sie kämpfte immer noch mit Morgenübelkeit.

Nina checkte kurz ihre E-Mails und leitete einige davon an die Buchhalterin und Office-Managerin weiter, dann ging sie in den Pausenraum, um sich einen Kaffee zu machen. Keine fünf Minuten nach ihrer Ankunft stieg sie die Treppe zu den Privaträumen ihrer Chefin hoch.

Sie klopfte einmal, bevor sie eintrat. Andi, eine große, hübsche Brünette mit Locken, saß in der Küche am Tisch, den Kopf in ihre Hände gestützt.

»Immer noch so schlimm?«, fragte Nina und ging an den Küchenschrank.

»Hi, und ja. Es ist nicht so, als müsste ich mich tatsächlich übergeben, aber ich fühle mich ständig so.« Sie hob ihren Kopf und schnupperte in der Luft. »Trinkst du Kaffee?«

»Ja.«

»Ich vermisse das Kaffeetrinken. Ich bin ein Wrack. Ich muss mal mit meinen Eltern über meine Vorfahren reden. Offenbar stamme ich nicht von einer besonders zähen Sippe ab.«

Nina nahm eine Tasse aus dem Schrank, füllte sie mit Wasser und stellte sie in die Mikrowelle. Dann holte sie einen Teebeutel aus der Speisekammer.

»Keinen Ingwertee«, sagte Andi stöhnend. »Bitte nicht. Ich hasse das Zeug.«

»Aber es hilft.«

»Lieber ist mir übel.«

Nina zog die Augenbrauen hoch.

Andi sackte auf ihrem Stuhl zusammen. »Ich bin so eine Versagerin. Sieh mich an. Ich trage ein Kind in der Größe einer Limabohne in mir und kriege jetzt schon eine Krise. Das ist peinlich.«

»Und trotzdem stellt sich das Bedürfnis, sich reif zu verhalten, offenbar nicht ein.«

Andi lächelte. »Schon komisch, wie das funktioniert.«

Die Mikrowelle klingelte. Nina tauchte den Teebeutel in das heiße Wasser und trug die Tasse zum Tisch.

Andis Wohnküche war ein offener Raum mit lackierten Einbauschränken und viel Granit. Das große Fenster, vor dem der Tisch stand, zeigte nach Osten. Das Festland schimmerte nur ein paar Meilen entfernt.

Andi hatte den Altbau aus der Jahrhundertwende gekauft, als sie nach Blackberry Island gezogen war. Unbeeindruckt von den kaputten Fenstern und den uralten Rohrleitungen, ließ sie das Haus von Grund auf sanieren. Während der Umbauphase verliebte sie sich in ihren Bauunternehmer. Was zu ihren derzeitigen Magenproblemen geführt hatte.

»Dein erster Termin hat abgesagt«, bemerkte Nina.

»Gott sei Dank.« Andi schnupperte an ihrem Tee, rümpfte die Nase und nahm dann einen Schluck. »Es ist der Ingwer. Wenn ich Tee ohne Ingwer trinken würde, könnte ich ihn besser hinunterbekommen.«

»Die Sache ist die: Ingwer ist genau der Bestandteil, der deinen Magen beruhigt.«

»Das Leben ist pervers.« Andi nahm wieder einen Schluck, dann lächelte sie. »Dein Kittel gefällt mir.«

Nina sah an sich herunter. »Betty und ich kennen uns schon ziemlich lange.«

Einer der Vorteile, wenn man für eine Kinderärztin arbeitete, war, dass eine fröhliche Aufmachung begrüßt wurde. Nina hatte eine ganze Sammlung von Kitteln mit bunten, lustigen Motiven in ihrem Schrank. Es war keine Haute Couture, aber es half, die Kinder zum Lächeln zu bringen, und allein darauf kam es an.

»Ich muss wieder runter«, sagte sie. »Dein erster Termin ist nun um halb neun.«

»Okay.«

Nina stand auf und wandte sich in Richtung Treppe.

»Hast du nach der Arbeit schon was vor?«, fragte Andi.

Nina dachte daran, dass sie im Pfandhaus vorbeischauen musste, um die Sachen abzuholen, die Tanya zu verhökern versucht hatte. Anschließend musste sie im Laden eine Bestandsaufnahme machen, um herauszufinden, ob noch mehr gestohlen worden war, und danach ihre Mutter über den Vorfall informieren und ihr endlich klarmachen, wie wichtig es war, die Referenzen von Bewerbern tatsächlich zu überprüfen. Wobei sie ihr das schon so lange predigte, wie sie zurückdenken konnte, aber die Lektionen schienen nie zu fruchten. Egal, wie oft Bonnie gelobte, sich zu bessern, es änderte sich nichts. Und Nina durfte hinterher die Scherben auflesen.

»Eigentlich schon. Warum?«

»Ich war seit einer Woche nicht mehr beim Pilates«, antwortete Andi. »Es ist wichtig, dass ich weiter Gymnastik mache. Hast du Lust, mich zu begleiten? Es macht mehr Spaß, wenn du dabei bist.«

»Heute Abend kann ich nicht, aber Montag ginge.«
Andi lächelte. »Danke, Nina. Du bist die Beste.«
»Gib mir eine Medaille, und ich glaube es.«
»Ich werde noch heute eine bestellen.«

Nina zählte die Aufkleber mit den lachenden Obst- und Gemüsemotiven. Sie reichten gerade noch, aber sie würde neue bestellen müssen.

Seit Andi ihre Praxis eröffnet hatte, lud sie regelmäßig Grundschulklassen zu einer Exkursion in ihre Sprechstunde ein. In ungezwungener Atmosphäre lernten die Kinder, wie ein Gesundheits-Check-up funktionierte, sie durften das Stethoskop benutzen und ihr Gewicht und ihre Größe messen. Andis Ziel war es, den Kindern die Angst vor einem Arztbesuch zu nehmen.

Nina kümmerte sich um die Planung und den Ablauf der Touren. Jeder Schüler erhielt zum Abschied eine kleine Wundertüte, die mit Aufklebern, einem kleinen Malheft mit verschiedenen Übungsaufgaben und einer Schachtel Buntstifte gefüllt war.

Sie war gerade dabei, die offenen Tüten auf dem Tisch im Pausenraum aufzureihen, um sie schnell befüllen zu können, als ihr Handy klingelte. Sie zog es aus ihrer Kitteltasche und sah auf das Display, dann schaltete sie den Lautsprecher ein und legte den Hörer auf den Tisch.

»Hi, Mom.«

»Schätzchen! Wie geht es dir? Uns geht es gut, aber du hattest mal wieder recht, wie üblich!«

Nina schnappte sich eine Handvoll Buntstifte aus der großen Tüte auf dem Stuhl. »Womit hatte ich recht?«

»Mit den Reifen. Dass wir vor unserer Abreise neue hätten aufziehen sollen. Gestern Abend hat es geschneit.«

Nina schaute durch das Fenster auf den sonnigen Himmel. Sie entdeckte ein paar Wolken, die sich am Horizont auftürmten. Später wird es regnen, dachte sie. »Wo seid ihr?«

»In Montana. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Schnee hier herunterkam! Er lag bestimmt zehn Zentimeter hoch, und die alten Reifen haben es einfach nicht gepackt. Wir sind von der Straße gerutscht. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Bertie hat ein Reifencenter gefunden, und der Mann dort war genauso nett wie unser Reifenhändler zu Hause.«

Nina ließ sich auf den einzig freien Stuhl im Raum sinken. »Ihr hattet einen Unfall?«

»Nein. Wir sind nur von der Straße abgekommen. Kein Grund zur Sorge. Uns ist nichts passiert. Die neuen Reifen sind sehr hübsch. Wir waren bei etlichen Haushaltsauflösungen und in mehr Antiquitätenläden, als ich zählen kann. Wir haben den Van mit so vielen schönen Sachen gefüllt. Du wirst begeistert sein, was wir alles entdeckt haben!«

Sie plapperte weiter. Nina schloss die Augen und massierte sich die Schläfen, während sie sich sagte, dass ihr Schwur, nicht mehr als einen Brownie auf einmal zu essen, sich nicht auf den Wein bezog. Wenn sie heute Abend nach Hause käme, würde sie sich mit einem Gläschen in die Badewanne legen. Dann würde sie ihren Zusammenbruch haben.

Bonnie Wentworth hatte mit sechzehn ihre Älteste zur Welt gebracht. Sie war als junge Mutter nicht häuslich geworden, und sie war auch jetzt ganz sicher nicht häuslich. Sie reiste mit ihrer Partnerin, Bertie, durch das Land, auf »Shoppingtour« für ihren Antiquitätenladen, das Rar & Selten. Wobei der Begriff »Antiquitäten« in diesem Fall sehr weit gefasst war. »Ramsch« war wahrscheinlich der treffendere Ausdruck, aber selbst Nina vermied ihn, so gut es ging.

Sie holte tief Luft, während ihre Mutter gerade von einer handgearbeiteten Puppe erzählte, die Bertie entdeckt hatte.

»Mom, Tanya hat heute Morgen versucht, einen Teil unseres Inventars an Jerry zu verscherbeln.«

Bonnie stockte kurz. »Nein«, sagte sie dann verdutzt. »Das glaube ich nicht.«

Nina widerstand dem Drang, ihre Mutter darauf hinzuweisen, dass genau das ihr Hauptproblem war. »Das ist der Grund, warum ich die Bewerbungsgespräche führen möchte. Oder wenn nicht ich, dann lass es wenigstens Bertie machen.«

»Bist du sicher, dass Tanya nicht ihre eigenen Sachen ins Pfandhaus gebracht hat?«, fragte Bonnie. »Sie schien so ein nettes Mädchen zu sein. Ich hasse die Vorstellung, dass sie so etwas getan hat.«

»Ich auch. Du weißt, das bedeutet, dass der Laden geschlossen ist.« Wieder einmal.

Ein kurzes Schweigen. »Möchtest du, dass wir zurückkommen? Wir könnten in zwei Tagen da sein.«

»Nein. Ich werde jemand anderen finden.«

Nina wusste, dass ihre Mutter, wenn sie sie darum bitten würde, nach Hause kommen und sich um den Laden kümmern würde, bis sie eine neue Aushilfe gefunden hatten. Aber auch wenn sie beim besten Willen nicht verstand, warum eigentlich, würde sie sich dann schuldig fühlen.

»Schätzchen, du nimmst zu viel auf dich.«

Nina öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Richtig. Hauptsächlich deswegen, weil kein anderer hier war, um es zu tun. »Mom, ist schon gut. Jedenfalls brauchen wir jemanden für den Laden, der verantwortungsbewusst ist und selbstständig arbeiten kann, ohne lange Finger zu machen.«

»Du hast recht. Diese Person gibt es bestimmt, und ich bin mir sicher, du wirst sie finden.«

»Das werde ich. Hast du eigentlich wegen dem Dach angerufen? Damit es repariert wird?«

»Ja, habe ich.« Ihre Mutter klang triumphierend. »Tim wird sich darum kümmern.«

»Super. Danke.«

»Gern geschehen. Ich hab dich lieb, Schätzchen.«

»Ich hab dich auch lieb, Mom.«

»Ich werde mich in ein paar Tagen wieder melden. Bis dahin sollten wir wissen, wann wir zurückkommen. Mach's gut!«

Nina hörte das Klicken und wusste, dass ihre Mutter aufgelegt hatte. Bevor sie sich wieder den Wundertüten widmete, rief sie bei der Lokalzeitung an.

»Hallo, Ellen, hier ist Nina Wentworth.«

Die alte Frau kicherte. »Lass mich raten: Ihr sucht jemanden für den Laden. Ich habe noch euren Anzeigentext vom letzten Mal, der genau derselbe ist wie beim vorletzten und vorvorletzten Mal. Soll ich ihn wieder verwenden?«

Nina sah aus dem Fenster. Die Regenwolken waren näher gerückt. Sie konnte ein kleines Stück der Meeresbucht sehen und fragte sich, wo sie, würde sie jetzt in ein Boot steigen, am Ende landen würde.

»Das wäre super«, sagte sie. »Danke, Ellen.«

»Weißt du, Nina, du solltest in Zukunft verhindern, dass deine Mama Leute für den Laden einstellt.«

Sie umklammerte den Hörer fester. »Ja, ich weiß.«

Nina starrte auf die Gegenstände in der Kiste. Die Kerzenhalter waren aus Silber und tatsächlich etwas wert. Auch Schmuck lag dabei, darunter ein paar echte Edelsteine. Das Gemälde war nur eine billige Kopie und weniger wert als der Rahmen, aber trotzdem ...

Jerry nickte, während Nina die Beute inspizierte. »Ich habe dasselbe gedacht«, sagte er. »Wie kann jemand, der schlau genug ist, um zu wissen, was er stehlen muss, so dumm sein und zu mir kommen? Warum ist sie nicht einfach nach Seattle gefahren? Es hätte sie nur vierzig Minuten extra gekostet, dann hätte sie die Kohle gehabt und sich aus dem Staub machen können.«

»Genau mein Gedanke«, erwiderte Nina. »Aber ich bin froh, dass sie ungeduldig war. Ist Sam Payton da gewesen?«

»Ja. Er hat die gestohlenen Sachen fotografiert. Er hat gesagt, er muss wissen, wie viel sie wert sind.« Jerry, ein rundlicher, leicht glatzköpfiger Mann Mitte sechzig, nickte vielsagend. »Wenn der Wert mehr als fünf Riesen beträgt, dann hat Miss Tanya ein mittelschweres Verbrechen begangen. Darauf stehen als Höchststrafe zehn Jahre Gefängnis plus eine Geldstrafe von zwanzigtausend Dollar.«

»Du kennst dich aber gut mit dem Strafrecht aus.«

»In meiner Branche macht es sich bezahlt, so etwas zu wissen.«

Nina hob die Kiste mit dem Diebesgut von der Theke. »Ich soll mich also bei Sam melden, richtig? Er wird mir bestimmt sagen, dass ich die Sachen so lange nicht verkaufen darf, bis der Fall abgeschlossen ist, richtig?«

(Continues…)


Excerpted from "Meeresrauschen und Inselträume"
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Copyright © 2018 für die deutsche Ausgabe by HarperCollins in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg.
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