Waking The Witch: Die Kraft der Neuen Weiblichkeit

Das große Buch des Magischen Feminismus
In "Waking the Witch" verbindet die Autorin den Trend der Neuen Weiblichkeit mit der Magie der Hexen. Die Hexe - the Witch - ist das ultimative Symbol für Freiheit, Subversivität und weibliche Urkraft. 
Pam Grossman schafft den Spagat, mit alten Klischees über Hexen aufzuräumen und das lebendige Bild einer spirituell selbstbewussten Frau zu zeichnen.Ihr Buch beschreibt Witchcraft-Traditionen im historischen und modernen Kontext und zeigt auf, in welchem Maße uns die Magie jenes Urweibes Hexe in unseren täglichen Sehgewohnheiten begleitet, wie z.B. in Game of Thrones, Harry Potter und Carrie. 
Vor dem Hintergrund politischer Bewegungen wie #MeToo und Women's Marches ist das Buch zudem ein Ratgeber mit moderner Lebenshilfe für mehr Selbstbewusstsein, Stylingtipps und Links für Interessierte an der kompletten Palette dieser neuen, weiblichen Popkultur.

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Waking The Witch: Die Kraft der Neuen Weiblichkeit

Das große Buch des Magischen Feminismus
In "Waking the Witch" verbindet die Autorin den Trend der Neuen Weiblichkeit mit der Magie der Hexen. Die Hexe - the Witch - ist das ultimative Symbol für Freiheit, Subversivität und weibliche Urkraft. 
Pam Grossman schafft den Spagat, mit alten Klischees über Hexen aufzuräumen und das lebendige Bild einer spirituell selbstbewussten Frau zu zeichnen.Ihr Buch beschreibt Witchcraft-Traditionen im historischen und modernen Kontext und zeigt auf, in welchem Maße uns die Magie jenes Urweibes Hexe in unseren täglichen Sehgewohnheiten begleitet, wie z.B. in Game of Thrones, Harry Potter und Carrie. 
Vor dem Hintergrund politischer Bewegungen wie #MeToo und Women's Marches ist das Buch zudem ein Ratgeber mit moderner Lebenshilfe für mehr Selbstbewusstsein, Stylingtipps und Links für Interessierte an der kompletten Palette dieser neuen, weiblichen Popkultur.

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Overview

Das große Buch des Magischen Feminismus
In "Waking the Witch" verbindet die Autorin den Trend der Neuen Weiblichkeit mit der Magie der Hexen. Die Hexe - the Witch - ist das ultimative Symbol für Freiheit, Subversivität und weibliche Urkraft. 
Pam Grossman schafft den Spagat, mit alten Klischees über Hexen aufzuräumen und das lebendige Bild einer spirituell selbstbewussten Frau zu zeichnen.Ihr Buch beschreibt Witchcraft-Traditionen im historischen und modernen Kontext und zeigt auf, in welchem Maße uns die Magie jenes Urweibes Hexe in unseren täglichen Sehgewohnheiten begleitet, wie z.B. in Game of Thrones, Harry Potter und Carrie. 
Vor dem Hintergrund politischer Bewegungen wie #MeToo und Women's Marches ist das Buch zudem ein Ratgeber mit moderner Lebenshilfe für mehr Selbstbewusstsein, Stylingtipps und Links für Interessierte an der kompletten Palette dieser neuen, weiblichen Popkultur.


Product Details

ISBN-13: 9783843721059
Publisher: Ullstein Ebooks
Publication date: 09/27/2019
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 240
File size: 3 MB
Language: German

About the Author

Pam Grossman arbeitet als Trend Analystin für Getty´s Images. Ihre Rechercheergebnisse präsentiert sie regelmäßig auf Konferenzen, u.a. für Sheryl Sandberg's LeanIn.Org., für Google, Apple, Microsoft, MasterCard, American Express, Oprah Winfrey Network (OWN), The Bill and Melinda Gates Foundation u.v.m. Die Autorin gilt als eine der weltweit größten Expertinnen für Witches und Witchcraft, lehrt magische Techniken, ist Verfasserin des erfolgreichen Manifestes "What Is A Witch" (Tin Can Forest Press, May 2016) und Redakteurin des "Abraxas International Journal of Esoteric Studies". Sie leitet die "Occult Humanities Conference" an der NYU und ist Mitbegründerin des Brooklyn Arts & Lecture Space, Observatory. Mit WitchEmoji hat sie ein Sticker-Paket für Handys lanciert, das sofort im App-Store auf Platz 1 ging. Ihr Podcast "The Witch Wave" landete 2017 auf Platz #2 in der spirituellen Kategorie bei iTunes. Ihr Blog "Phantasmaphile" ist spezialisiert auf Esoterik in Verbindung mit Kunst und Kultur.
Pam Grossman arbeitet als Trend Analystin für Getty´s Images. Ihre Rechercheergebnisse präsentiert sie regelmäßig auf Konferenzen, u.a. für Sheryl Sandberg’s LeanIn.Org., für Google, Apple, Microsoft, MasterCard, American Express, Oprah Winfrey Network (OWN), The Bill and Melinda Gates Foundation u.v.m.Die Autorin gilt als eine der weltweit größten Expertinnen für Witches und Witchcraft, lehrt magische Techniken, ist Verfasserin des erfolgreichen Manifestes "What Is A Witch" (Tin Can Forest Press, May 2016) und Redakteurin des "Abraxas International Journal of Esoteric Studies". Sie leitet die "Occult Humanities Conference" an der NYU und ist Mitbegründerin des Brooklyn Arts & Lecture Space, Observatory. Mit WitchEmoji hat sie ein Sticker-Paket für Handys lanciert, das sofort im App-Store auf Platz 1 ging. Ihr Podcast "The Witch Wave" landete 2017 auf Platz #2 in der spirituellen Kategorie bei iTunes. Ihr Blog "Phantasmaphile" ist spezialisiert auf Esoterik in Verbindung mit Kunst und Kultur.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Gut, böse, Hexe

»Du bist eine gute Hexe, oder?«, fragt mich die CEO des Unternehmens, für das ich arbeite, als wir bei Apérol Spritz in einem schicken Restaurant im West Village in Manhattan sitzen. Rasch nimmt sie einen Schluck, dann schaut sie mich über den Rand ihres Glases mit einem nervösen Lächeln an.

»Natürlich«, erwidere ich lachend und wechsle dann schnell das Thema. Das ist nicht gelogen. Ich stand nur schon häufiger vor dieser Frage, und heute Abend habe ich keine Lust, mich ihr zu stellen. Ich will meine persönlichen Überzeugungen und jenseitigen Freizeitaktivitäten nicht als Small Talk abhandeln, nur damit der Fragende sich wohlfühlt. Ich will nicht in eine Schublade gesteckt werden: gute Hexe oder böse Hexe.

Ich verstecke mein Hexen-Ich nicht. Ehrlich gesagt glaube ich auch gar nicht, dass ich das könnte. Da sind mein Podcast, meine Bücher und die anderen Magie-orientierten Projekte – ganz zu schweigen von meiner Vorliebe für durchsichtige dunkle Stoffe und Mondschmuck. Bei mir stimmen Aussehen und Überzeugung überein. Problematisch wird es nur, wenn meine Identität als Hexe sich mit meinen anderen Rollen kreuzt. Wie zum Beispiel als Schwiegertochter von zwei Priestern der Episkopalkirche. Oder als Fremde, die einer unbekannten Person auf der Party einer Freundin vorgestellt wird. Als öffentliche Person, die vierzehn Jahre lang ein großes Unternehmen vertrat. Ganz gleich, wie positiv in der letzten Zeit die Berichterstattung ist, das Wort Hexe als persönliche Beschreibung verstört die Leute.

Instinktiv will ich ihre Ängste beschwichtigen: Nein, ich bin keine Satanistin (obwohl die Satanisten, die ich kennengelernt habe, eigentlich ganz nett und vor allem ganz anders waren, als man sie sich vorstellt!). Nein, ich spreche keine Flüche aus, um jemandem zu schaden (jedenfalls jetzt nicht mehr!). Nein, ich bin nicht böse (nicht mehr als irgendjemand anders, der sich bemüht, aber letztendlich an den Schwächen der Menschheit scheitert.). Nein, nein, nein, ich will nicht Ihre Ehe verfluchen, Ihre Ernte vernichten, die Milch sauer werden lassen, Ihr Blut trinken oder Ihre Kinder töten. Keine Sorge, ich verspreche: Ich bin keine Vertreterin des Teufels!

Hexe ist ein Wort, das ich für mich gewählt habe. Zum Teil ist es eine Kurzform, um auszudrücken, dass ich Heidin bin, allgemeiner Sprachgebrauch in einer großen Gemeinschaft von Menschen, die einen Zugang zur Spiritualität außerhalb der etwa fünf vorherrschenden Weltreligionen haben (auch wenn er nicht zwangsläufig im Gegensatz dazu stehen muss). Ich befolge das heilige Rad des Jahres und die Mondzyklen, feiere Rituale und jahreszeitlich passende Feste. Ich ehre die Natur und die Göttlichkeit in mir und allen Lebewesen, und ich strebe danach, Licht zu verbreiten und im Dienst eines höheren Wesens als ich selbst zu sein: der Geist, die Götter, die Göttin, das Geheimnisvolle – das, was keine Sprache benennen kann.

Und bei all dem habe ich pünktlich meine Miete gezahlt, einen verantwortungsvollen Alltagsberuf gehabt, Dingen, an die ich glaube, Zeit und Geld geschenkt, und meinem Mann, unseren Freunden und unserer Familie durch dick und dünn beigestanden.

Ja, vielen Dank, ich halte mich für eine ziemlich tolle Hexe.

Es mag die Dinge noch zusätzlich komplizieren, aber in Hexenzirkeln gibt es andere Klassifikationen, die über »gut« und »böse« hinausgehen. Manche sprechen von »weißen Hexen«, Hexen, die gelobt haben, keinen Schaden anzurichten, und »schwarzen Hexen«, die mit Verwünschungen und Flüchen arbeiten – aber diese Begrifflichkeiten haben einen rassistischen Unterton. Manche unterscheiden auch in »linke« und »rechte« Magie, was auf der einen Seite bedeutet, dass jemand hauptsächlich an individueller Selbstentwicklung interessiert ist, während andererseits die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder einer universellen Gottheit im Vordergrund steht. Manche praktizieren »Chaos-Magie«, was ein wenig alarmierend klingt, aber einfach nur eine postmoderne Haltung des »alles, was funktioniert« bedeutet und Bilder und Techniken aus verschiedenen Religionen und Genres auf manchmal unorthodoxe oder sogar humorvolle Weise miteinander vermischt.

Wie bei allen Systemen mit Kategorien gibt es unterschiedliche Interpretationen dieser Begriffe, und manchmal verschwimmen die Grenzen. Zudem fühlen sich viele Menschen von Hexenmagie angezogen, weil sie eben hoch individuell ist. Es gibt nicht ein Buch, einen einzelnen Führer oder ein einheitliches Regelsystem. Du lernst es, während du es machst. Du forschst, du experimentierst, und du entwickelst dich, während du anderen begegnest, die ebenfalls diesen Weg eingeschlagen haben.

Die meisten Praktizierenden sind die leidenschaftlichsten, neugierigsten Menschen, denen ich je begegnet bin. Liebe und Wissen stellen sie über alles, und in vielen Fällen merkt man erst, dass sie Hexen sind, wenn sie es einem sagen. Ich kenne Hexen, die Anwälte, Köche, Lehrer, Marketingmanager, Künstler, Buchhalter, Krankenschwestern und alles Mögliche dazwischen sind. Wenn man sich der Hexenmagie verschreibt, strebt man nach Selbstoptimierung, ehrt das Heilige und versucht letztendlich, aus diesem Planeten einen besseren Ort zu machen. Und es macht einem klar, dass Licht und Dunkelheit große Geschenke sein können. Zwar ähneln sich unsere Rituale oft, aber jeder geht ein bisschen anders an die Dinge heran. Wir sagen vielleicht Zaubersprüche, vollziehen Rituale, meditieren, suchen Führung bei Systemen wie Astrologie oder Tarotkarten. Wir ehren unsere Vorfahren, feiern die Zyklen der Natur, bitten um Unterstützung oder sagen Dank. Wir wollen vielleicht heilen oder spirituell dienen. Aber ganz gleich, in welcher Form sich unsere Magie äußert, für viele von uns bedeutet das Wort Hexe, dass wir aktiv das Paradox verkörpern, eine transzendente Erfahrung zu machen, bei der wir uns tiefer mit uns selbst und den anderen hier auf der Erde verbunden fühlen.

Ich bezeichne mich auch noch aus anderen Gründen als Hexe. Für mich ist es ein Mittel zur Identifikation, wie ich mich in der Welt bewege und welche Art von Energie ich ausstrahlen möchte.

Es kann jederzeit auch bedeuten, dass ich Feministin bin; jemand, der Freiheit für alle zelebriert und der mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen Ungerechtigkeit kämpft; eine Person, die Intuition und Selbstausdruck schätzt, ein verwandter Geist von Menschen, die das Unkonventionelle, den Underground und das Unheimliche lieben. Oder es kann sich auch einfach nur auf die Tatsache beziehen, dass ich eine Frau bin, die sich traut, ihre Meinung offen zu sagen und das ganze Spektrum menschlicher Emotion zu äußern – ein Verhalten, das von der Gesellschaft immer noch mit Vorurteilen oder Verachtung quittiert wird. Wie viele andere heutzutage benutze ich dieses Wort mit absoluter Überzeugung und zugleich mit einem Augenzwinkern. Und wie viele dieser Bezeichnungen ist es ja auch bedeutungsschwanger und verschlüsselt. Ich achte darauf, wie ich es verwende, wann, warum und mit wem, weil es ein Wort mit Gewicht ist, auch wenn es befreit.

Es lässt sich nicht reduzieren. Es wehrt sich gegen Doppeldeutigkeit. Und genau deshalb liebe ich es. Ja, genau, das tue ich.

Das Problem mit Hexen ist, dass sie immer schon schwer zu definieren waren.

Die meisten Bücher über die Geschichte der Hexen beginnen gleich, nämlich mit dem Wort selbst: wo es herkommt, was es bedeutet und wie die Autorin es im weiteren Text benutzen will.

Es wird gerne behauptet, die Etymologie des Wortes witch (Hexe) sei unklar. Die meisten Quellen sagen, es stamme vom Altenglischen wicca oder wicce ab, was »männlicher oder weiblicher Magie-Arbeiter« bedeutet. Manche sagen jedoch auch, das Wort witch habe etwas mit dem geschmeidigen Biegen von willows (Weiden) zu tun. Oder es sei eine Permutation älterer Wörter für »wisdom« oder »wise«. Und daraus schließt man häufig, dass die Hexe über Wissen verfügt, die Realität nach ihrem Willen zu verändern oder zu formen.

All das bezieht sich natürlich nur auf die westliche Hexe in ihrem deutlich europäischen Kontext. Aber fast jede Kultur hat ihre Version von Hexen, ganz zu schweigen von der Vielzahl von Zauberern, Wahrsagern, Orakeln, Heilern und Schamanen. Bei diesem Buch werde ich mich hauptsächlich auf das aus dem Englischen entstandene Wort witch (Hexe) beschränken, da es schon kompliziert genug ist.

Was meinen wir also, wenn wir es verwenden?

Nun, das kommt darauf an.

In Ronald Huttons Buch The Witch: A History of Fear, from Ancient Times to the Present, erklärt er, es gäbe aktuell nicht weniger als vier allgemeine Bedeutungen des Wortes Hexe. Ich fasse seine Erläuterungen zusammen: jemand, der Magie als böses Mittel benutzt; jede Person, die überhaupt Magie anwendet (ob gut, böse oder neutral); ein Anhänger der Naturreligion Paganismus wie zum Beispiel eine Wicca; und eine Figur mit grenzüberschreitender weiblicher Macht. Die meisten historischen Bücher legen den Fokus auf die erste Definition. Schließlich bringt man Hexen seit eh und je mit dem Bösen in Verbindung.

Aber heute verschwimmen diese Definitionen und beeinflussen einander. Die Hexe wäre heute zum Beispiel kein feministisches Symbol ohne diese vor allem bösartige Bedeutung, sich gegen alles aufzulehnen.

Malcolm Gaskill schreibt über die »Verschwommenheit« des HexenArchetypus. In seinem Buch Hexen und Hexenverfolgung: Eine kurze Kulturgeschichte heißt es: » ... Hexen lassen sich nicht simplifizieren. Sie sind so vielfältig und kompliziert wie die Kontexte, zu denen sie gehören: Wirtschaft, Politik, Religion, Familie, Gemeinschaft und Mentalität ...«

Oder, wie Jack Zipes es noch prägnanter in The Irresistible Fairy Tale formuliert: »Wir benutzen das Wort ›natürlich‹ in allen westlichen Ländern, als wüssten wir alle, was eine Hexe ist. Wir wissen es nicht.«

Mein Lieblingssatz zu diesem Thema stammt jedoch von Margot Adler, die in Drawing Down the Moon, ihrem monumentalen Buch über modernen Paganismus, schreibt: »Die lexikografischen Definitionen von Hexe sind ziemlich verwirrend und haben nur wenig mit den Definitionen zu tun, die Hexen selbst geben.«

Nun, man könnte jetzt vorschlagen, wenigstens einen Blick auf die Fakten zu werfen und beim Beginn der menschlichen Zivilisation anzufangen, als die meisten Menschen Magie für real hielten. Das Problem ist nur, dass wir unmöglich eine klare Geschichte der Hexe als solche herausarbeiten können, auch wenn es mehrere Versuche gegeben hat. In diesen Büchern ist zu lesen, dass es überall auf der Welt unzählige traditionsreiche Formen von Magie, Hexerei und Schamanismus gibt. Viele dieser Glaubenssysteme existieren seit Jahrtausenden und sind von Menschen jedes Geschlechts praktiziert worden.

Aber wie bringt uns das alles zu dem Punkt, an dem wir uns heute befinden? Im Merriam-Webster stoßen wir auf folgende Definition: Eine Hexe ist »jemand, dem für gewöhnlich bösartige übernatürliche Kräfte zugeschrieben werden; vor allem: eine Frau, die für gewöhnlich schwarze Magie ausübt mit der Hilfe des Teufels«. Wann ist dieses »vor allem: eine Frau« aufgetaucht? Schließlich hat es immer auch Männer gegeben, die Magie praktizierten und sich Hexer genannt haben – oder als solche bezeichnet wurden. Gerald Gardner, der Gründer der Religion, die man später Wicca genannt hat, war ein Mann. Und doch waren die meisten Personen, die im Namen der Magie verfolgt wurden, Frauen.

Wenn eine Gruppe von Leuten gebeten würde, Bilder einer Hexe von heute zu zeichnen, würde wahrscheinlich jeder ein ähnliches visuelles Kürzel verwenden: eine Frau mit einem spitzen schwarzen Hut und langen Haaren, eher schon reifer und begleitet von einem Besen, einem Kessel und/oder einer Katze. Als ich ein Mitglied des Unicode Emoji Subcommittee fragte, warum das universelle Emoji einer Person mit spitzem Hut und Zauberstab Magier hieß statt Hexe, antwortete er mir: »Die Namen für Fantasie-Figuren sollten meiner Meinung nicht mit einem Geschlecht in Verbindung gebracht werden. ... Hexe gilt im Allgemeinen als weiblich (obwohl ich es besser weiß!) ... Wir dachten auch an Zauberer oder Hexenmeister, aber diese gelten als typisch männlich. Ich schlug Magier vor, weil ich es für eine gute Kurzform von ›magischer Person‹ hielt und das vorgegebene Bild (laut der Richtlinien von Unicode) ›geschlechtsneutral‹ sein sollte.«

Lassen wir das Thema Geschlecht einmal für einen Moment außer Acht und beschäftigen uns mit den Absichten der Hexe. Hier wird die Frage »gute Hexe/böse Hexe« noch undurchsichtiger. Viele unserer modernen Vorstellungen von Bösartigkeit stammen aus fehlerhaften historischen Quellen. So sind zum Beispiel die Gelehrten, die vorgeschlagen haben, die teuflischen »Geständnisse« der Hexerei während der Hexenjagden in Europa und im kolonialen Neu-England als Beweis für echte Hexenkunst zu nehmen, weitestgehend diskreditiert worden. Außerdem bleiben aus dieser Zeit nur relativ wenige zuverlässige Berichte. Unsere Hexenvorstellungswelt stammt entweder aus Handbüchern für die Hexenjagd, die von den voreingenommenen Jägern selbst geschrieben wurden, oder von der Widerlegung dieser Bücher durch andere Autoren aus der Zeit.

Auch die »Transkripte« von Hexenprozessen sollten nicht zu wörtlich genommen werden. Es ist die reine Untertreibung, wenn man sagt, dass die Angeklagten vielleicht nicht die verlässlichsten Erzähler waren, da sie unter unvorstellbar grausamen Umständen, körperlicher Folter, psychologischer Verzweiflung und/oder Täuschung um ihr Leben kämpften. Zudem waren die Dokumente, die diese sogenannten Geständnisse enthielten, oft falsch aufbewahrt, und viele von ihnen existieren nicht mehr, wenn es sie überhaupt jemals gegeben hat. Unser Wissen über Amerikas berühmtesten historischen Hexenprozess, die Hexenprozesse von Salem, ist zum Beispiel bestenfalls Stückwerk. Stacy Schiff schreibt in ihrem Buch The Witches: Salem, 1692: »Es gibt keine Spur auch nur eines einzigen Verhandlungstages im Hexenprozess. Wir haben Berichte von den Prozessen, aber keine Protokolle ... Die Gerichtsprotokolle von Salem sind ausgelöscht ... Über einhundert Berichterstatter schrieben mit, aber nur wenige hatten die entsprechende Ausbildung dafür. Sie waren erschreckend widersprüchlich.« Die Hexenprozesse bewiesen jedoch, dass vor allem nicht-magische menschliche Wesen so böse und mordlustig sein können, wie sie es von den sogenannten »Hexen« fürchten.

Allerdings wurden auch viele Texte aus dem neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, die die Grundlagen für positive Beschreibungen von Hexen legten – einschließlich der modernen Religion von Wicca – infrage gestellt. Bücher wie Charles Godfrey Lelands Aradia, or the Gospel of the Witches, Sir James George Frazers Der goldene Zweig, Margaret Murrays The Witch-Cult in Western Europe, Robert Graves' The White Goddess und Marija Gimbutas The Language of the Goddess, um nur ein paar zu nennen, trugen zwar zu einem positiveren – oder sogar romantischeren – Hexenbild bei, sie wurden jedoch genauestens überprüft, und es gab Diskussionen über ihre Aussagekraft. So wichtig es auch sein mag, Hexen aus der Hölle zu ziehen und auf einen Sockel zu heben, nach den heutigen akademischen Standards basieren diese eher naiven Werke über Hexen auf Vermutungen, mangelnder Forschung oder einfach nur poetischen Freiheiten.

Außerdem sind diese »historischen« Erkenntnisse über Hexen durchsetzt mit Details aus Legenden, Mythen und Märchen. Unsere Annahmen über Hexen haben sich über die Jahrhunderte zu einem dunklen Schichtkuchen voller Assoziationen verdichtet. Geschichten von fiktionalen Hexen und Vorstellungen von »tatsächlichen« Hexen vermischen sich und lassen neuere Versionen entstehen. Deshalb halte ich es für effektiver, über die Hexe als Symbol und nicht als Realität zu sprechen, so real sie auch manchmal sein mag.

Fairerweise muss man allerdings sagen, dass bis zum letzten Jahrhundert die Hexe in Geschichten – ob in Romanen oder vorgeblichen Sachbüchern, wie im Fall der Hexenprozesse in der realen Welt – fast immer als Gefahr dargestellt wurde, die versuchte, Kinder, tapfere Frauen und aufrechte Männer ins Verderben zu stürzen. Und genau deshalb wird sie den Schwefelgestank auch nie vollständig los, ganz gleich, wie sehr man sie auch schrubbt.

Wenn also die Hexe seit Jahrtausenden eine Art Ungeheuer gewesen ist, wie kam es dann, dass auf einmal doch von der »guten Hexe« die Rede war? Wir werden in den folgenden Kapiteln immer wieder auf dieses Thema stoßen, aber es gibt einige besonders wichtige Glieder in der Kette.

Trotz jahrhundertelanger schlechter Presse begann sich die allgemeine Haltung Hexen gegenüber im neunzehnten Jahrhundert zu verschieben, was von dem 1862 erschienenen Buch des französischen Historikers Jules Michelet Die Hexe noch beschleunigt wurde. Jules Michelet schreibt, das Wort Hexe werde von der Kirche als Verleumdung gegen jede weibliche Heilerin oder »Hohepriesterin der Natur« eingesetzt. Diese Hexen, wie er sie nennt, waren tragische Figuren, die unterdrückt und beinahe ins Vergessen gedrängt wurden von der männlich dominierten katholischen Kirche, Feudalherrschern und der Wissenschaft: »Wo hätte sie sich niederlassen sollen außer in der Wildnis, dieses bedauernswerte Kind, so heftig verfolgt, so bitter verflucht und verbannt?« Er erläutert, wie diese Hexen die Angelegenheit dann selber in die Hand nehmen, indem sie ihre eigene satanische Religion gründen, wo, im Gegensatz zur Kirche, Weiblichkeit und Natur gefeiert wurden.

(Continues…)


Excerpted from "Waking The Witch"
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Table of Contents

Die Autorin / Das Buch,
Titelseite,
Impressum,
Einleitung,
1. Gut, böse, Hexe,
2 Teen-Hexe: Zaubersprüche für Außenseiter,
3. Sympathie für die Teufelin,
4. Körpermonster,
5. Begabte Schwestern und dunkle Damen,
6. Die dunklen Künste: Magiemacher und Kunsthandwerkerinnen,
7. Macht in Zahlen: Coven und Kollektive,
8. Wer ist eine Hexe?,
Nachwort,
Danksagung,
Social Media,
Vorablesen.de,

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