Leben 3.0: Mensch sein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz

Leben 3.0: Mensch sein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz

Leben 3.0: Mensch sein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz

Leben 3.0: Mensch sein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz

eBook1. Auflage (1. Auflage)

$16.99 

Available on Compatible NOOK Devices and the free NOOK Apps.
WANT A NOOK?  Explore Now

Related collections and offers

LEND ME® See Details

Overview

Die Nobelpreis-Schmiede Massachusetts Institute of Technology ist der bedeutendste technologische Think Tank der USA. Dort arbeitet Professor Max Tegmark mit den weltweit führenden Entwicklern künstlicher Intelligenz zusammen, die ihm exklusive Einblicke in ihre Labors gewähren. Die Erkenntnisse, die er daraus zieht, sind atemberaubend und zutiefst verstörend zugleich.

 

Neigt sich die Ära der Menschen dem Ende zu? Der Physikprofessor Max Tegmark zeigt anhand der neusten Forschung, was die Menschheit erwartet. Hier eine Auswahl möglicher Szenarien:

- Eroberer: Künstliche Intelligenz übernimmt die Macht und entledigt sich der Menschheit mit Methoden, die wir noch nicht einmal verstehen.

- Der versklavte Gott: Die Menschen bemächtigen sich einer superintelligenten künstlichen Intelligenz und nutzen sie, um Hochtechnologien herzustellen.

- Umkehr: Der technologische Fortschritt wird radikal unterbunden und wir kehren zu einer prä-technologischen Gesellschaft im Stil der Amish zurück.

- Selbstzerstörung: Superintelligenz wird nicht erreicht, weil sich die Menschheit vorher nuklear oder anders selbst vernichtet.

- Egalitäres Utopia: Es gibt weder Superintelligenz noch Besitz, Menschen und kybernetische Organismen existieren friedlich nebeneinander.

Max Tegmark bietet kluge und fundierte Zukunftsszenarien basierend auf seinen exklusiven Einblicken in die aktuelle Forschung zur künstlichen Intelligenz.


Product Details

ISBN-13: 9783843716703
Publisher: Ullstein Ebooks
Publication date: 11/17/2017
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 528
File size: 15 MB
Note: This product may take a few minutes to download.
Language: German

About the Author

Max Tegmark wurde 1967 in Schweden geboren. Er studierte am Royal Institute of Technology in Stockholm sowie an der University of California, Berkeley, und ist Professor für Physik am Massachusetts Institute of Technology. Tegmark ist Mitglied der American Physical Society und der wissenschaftliche Leiter des Foundational Questions Institute. Er hat zwei Söhne.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Willkommen zum wichtigsten Gespräch unserer Zeit

Die Technologie verleiht dem Leben das Potential, zu gedeihen wie nie zuvor – oder sich selbst zu zerstören.

Future of Life Institute

13,8 Milliarden Jahre nach seiner Geburt ist das Universum erwacht und sich seiner selbst bewusst geworden. Von einem kleinen, blauen Planeten aus haben winzige, bewusste Elemente unseres Universums angefangen, mit Teleskopen ins Weltall hinauszuschauen, und wiederholt entdeckt, dass alles, was ihrer Ansicht nach existierte, lediglich ein kleiner Teil von etwas Großartigerem ist: ein Sonnensystem, eine Galaxie und ein Universum mit über einhundert Milliarden anderer Galaxien, arrangiert zu einem komplizierten Muster aus Gruppen, Haufen und Superhaufen. Wenngleich diese bewusstseinsfähigen Sterngucker über manche Dinge uneins sind, neigen sie doch alle dazu, diese Galaxien schön und ehrfurchtgebietend zu finden.

Schönheit liegt jedoch im Auge des Betrachters und nicht in den Naturgesetzen, so dass es, bevor unser Universum erwachte, keine Schönheit gab. Das macht unser kosmisches Erwachen umso großartiger und bewundernswerter: Es verwandelte unser Universum von einem stumpfsinnigen Zombie ohne Bewusstseinsfähigkeit in ein lebendiges Ökosystem, das Selbstreflexion, Schönheit und Hoffnung zulässt – sowie das Verfolgen von Zielen, Bedeutung und Absicht. Hätte es dieses Erwachen nicht gegeben, dann wäre unser Universum, zumindest meiner Meinung nach, völlig sinnlos gewesen – lediglich eine gigantische Platzverschwendung. Sollte es wegen kosmischer Katastrophen oder selbstverschuldeten Missgeschicks dauerhaft wieder einschlafen, wird es leider erneut der Bedeutungslosigkeit verfallen.

Andererseits könnte alles sogar noch besser werden. Bis jetzt wissen wir noch nicht, ob wir Menschen die einzigen oder gar die ersten Sterngucker im Weltall sind, aber wir haben bereits genug über unser Universum herausgefunden, um zu wissen, dass es das Potential hat, ein noch vollständigeres Erwachen zu erreichen als bisher. Vielleicht gleichen wir dem ersten schwachen Schimmer einer Bewusstseinsfähigkeit, ähnlich der, die Sie heute früh erlebt haben, während Sie aus Ihrem Schlaf erwachten: eine Vorahnung des viel größeren Bewusstseins, das einsetzen würde, sobald Sie Ihre Augen öffnen und ganz erwachen. Vielleicht wird sich das Leben über das ganze Weltall hinweg ausbreiten und viele Milliarden und Billionen Jahre gedeihen – und womöglich wird es deshalb so kommen, weil wir hier, auf unserm kleinen Planeten, zu unseren Lebzeiten die entsprechenden Entscheidungen getroffen haben.

Eine kurze Geschichte der Komplexität

Wie kam es also zu diesem erstaunlichen Erwachen? Es war kein isoliertes Ereignis, sondern bloß ein Schritt in einem unermüdlichen, 13,8 Milliarden Jahre dauernden Prozess, der unser Universum immer komplexer und interessanter machte – und sich mit beschleunigtem Tempo fortsetzt.

Als Physiker hatte ich das Glück, im letzten Vierteljahrhundert viel Zeit damit zu verbringen, einen Beitrag zur näheren Bestimmung unserer kosmischen Geschichte zu leisten. Es ist eine faszinierende Entdeckungsreise gewesen. Seit meiner Zeit als Doktorand ist aus dem Streit darüber, ob das Universum 10 oder 20 Milliarden Jahre alt ist, die Frage geworden, ob es 13,7 oder 13,8 Milliarden Jahre sind, was wir besseren Teleskopen, besseren Computern und einem besseren Verständnis zu verdanken haben. Wir Physiker können trotzdem noch nicht mit Sicherheit sagen, was unseren Urknall verursachte, ob das wirklich der Beginn von allem oder lediglich die Fortsetzung eines früheren Stadiums war. Immerhin haben wir dank einer Lawine qualitativ hochwertiger Messungen ein ziemlich detailliertes Verständnis der Ereignisse seit unserem Urknall erworben. Also geben Sie mir bitte ein wenig Zeit, um 13,8 Milliarden Jahre kosmischer Geschichte zusammenzufassen.

Am Anfang war das Licht. Im ersten Sekundenbruchteil nach unserem Urknall war der gesamte Teil des Raums, den unsere Teleskope im Prinzip beobachten können (»unser beobachtbares Universum« oder kurz und gut: »unser Universum«), viel heißer und heller als der Kern der Sonne und dehnte sich rasch aus. Das mag spektakulär klingen, war aber auch insofern langweilig, als unser Universum nichts weiter als eine leblose, dichte, heiße und stinknormal gleichförmige Suppe aus Elementarteilchen war. Alles sah überall ziemlich gleich aus, und die einzig interessante Struktur bestand aus schwachen Schallwellen, die die Suppe an einigen Stellen um 0,001 Prozent dichter machten und schienen, als seien sie willkürlich angeordnet. Es wird allgemein angenommen, dass diese schwachen Wellen aus sogenannten Quantenfluktuationen hervorgingen, weil das Heisenberg'sche Unbestimmtheitsprinzip der Quantenmechanik es nicht zulässt, dass irgendetwas ganz und gar langweilig und einheitlich ist.

Als unser Universum expandierte und abkühlte, wurde es interessanter, da sich seine Teilchen zu immer komplizierteren Objekten zusammenfügten. Während des ersten Sekundenbruchteils fasste die starke Kernkraft Quarks zu Protonen (Wasserstoffatomkernen) und Neutronen zusammen, wovon einige wiederum innerhalb weniger Minuten zu Heliumkernen verschmolzen. Rund 400 000 Jahre später brachte die elektromagnetische Kraft diese Atomkerne mit Elektronen zusammen, um die ersten Atome hervorzubringen. Während unser Universum weiter expandierte, kühlten diese Atome allmählich zu einem kalten, dunklen Gas ab, und die Dunkelheit dieser ersten Nacht dauerte etwa 100 Millionen Jahre. Sie führte zu unserer kosmischen Morgendämmerung, da es der Gravitation gelang, die Fluktuationen im Gas zu verstärken, wodurch die Atome zusammengezogen wurden, um die ersten Sterne und Galaxien zu bilden. Diese ersten Sterne gaben Wärme und Licht ab, indem sie Wasserstoff zu schwereren Atomen wie Kohlenstoff, Sauerstoff und Silizium verschmolzen. Als diese Sterne starben, wurden viele der von ihnen erzeugten Atome ins Weltall geschleudert und bildeten Planeten, die nun um Sterne der zweiten Generation kreisten.

Irgendwann wurden einzelne Atome zu einem komplexen Muster arrangiert, das sich sowohl selbst erhalten als auch vervielfältigen konnte. Dieses Muster kopierte sich, und weitere Verdopplungen waren die Folge. Lediglich vierzig Verdopplungen ergeben schon eine Billion Exemplare, so dass dieser Selbstreplikator schon bald eine Kraft wurde, mit der man rechnen musste. Das Leben hatte begonnen.

Die drei Stufen des Lebens

Die Frage nach der Definition des Lebens ist bekanntermaßen umstritten. Konkurrierende Definitionen sind reichlich vorhanden, und manche verlangen nach hochspezifischen Voraussetzungen wie etwa der, aus einer Zellzusammensetzung zu bestehen, was sowohl künftige intelligente Maschinen als auch außerirdische Zivilisationen ausschließen würde. Da wir unser Nachdenken über die Zukunft des Lebens nicht auf die Spezies beschränken wollen, denen wir bisher begegnet sind, sollten wir das Leben stattdessen eher umfassend definieren, nämlich schlicht als einen Prozess, der seine Komplexität bewahren und sich reproduzieren kann. Was reproduziert wird, ist nicht (aus Atomen bestehende) Materie, sondern (aus Bits bestehende) Information, die festlegt, wie die Atome angeordnet, werden. Wenn ein Bakterium eine Kopie seiner DNS herstellt, werden keine neuen Atome erschaffen, sondern eine neue Anzahl von Atomen wird in demselben Muster angeordnet, wie es auch das Original aufweist, wodurch die Information kopiert wird. Mit anderen Worten: Wir können uns das Leben als ein sich selbst kopierendes Informationsverarbeitungssystem vorstellen, dessen Informationen (Software) sein Verhalten und die Entwürfe für seine Hardware bestimmen.

Wie unser Universum selbst erwies sich auch das Leben als kompliziert und interessant, und um das zu erklären, finde ich es hilfreich, diese Lebensformen in drei Stufen der Ausgereiftheit einzuteilen: Leben 1.0, 2.0 und 3.0. In Abbildung 1.1 habe ich diese drei Stufen zusammengefasst.

Noch immer ist die Frage nicht ganz geklärt, wie, wann und wo das Leben zum ersten Mal in unserem Universum aufgetaucht ist, aber es gibt starke Indizien, dass hier, auf der Erde, das Leben vor rund 4 Milliarden Jahren begann. Bald darauf wimmelte der Planet nur so von unzähligen Lebensformen. Die erfolgreichsten, die bald den Rest aus dem Feld schlugen, waren in der Lage, in irgendeiner Form auf ihre Umwelt zu reagieren. Sie waren vor allem das, was Informatiker intelligente Agenten nennen: Gebilde, die mit Hilfe von Sensoren Informationen über ihre Umwelt sammelten und diese anschließend verarbeiteten, um zu entscheiden, wie sie auf ihre Umwelt reagieren sollten. Damit kann hochkomplexe Informationsverarbeitung verbunden sein, etwa wenn Sie die von Ihren Augen und Ohren kommenden Informationen benutzen, um zu entscheiden, was Sie in einem Gespräch sagen wollen. Aber es kann sich auch um ganz simple Hard- und Software handeln.

So haben beispielsweise viele Bakterien einen Sensor, der die Zuckerkonzentration in der sie umgebenden Flüssigkeit misst. Außerdem können sie mit Hilfe einer propellerartigen Struktur namens Flagellen oder Geißeln schwimmen. Die den Sensor mit den Flagellen verbindende Hardware könnte den folgenden einfachen, aber nützlichen Algorithmus in die Tat umsetzen: »Falls mein Zuckerkonzentrationssensor einen niedrigeren Wert meldet als vor ein paar Sekunden, dann kehre die Drehbewegung meiner Flagellen um, so dass ich die Richtung ändern kann.«

Sie haben Sprechen und zahlreiche andere Fähigkeiten erlernt. Bakterien hingegen sind nicht sehr lernbegabt. Ihre DNS gibt nicht nur das Design ihrer Hardware vor – siehe Zuckersensoren und Flagellen –, sondern legt auch das Design ihrer Software fest. Sie lernen nie, auf den Zucker zuzuschwimmen, stattdessen ist dieser Algorithmus von Anfang an fest in ihrer DNS verankert. Natürlich gab es eine Art Lernprozess, aber der fand nicht in der Lebensspanne dieses einen, bestimmten Bakteriums statt. Vielmehr trat er in der vorangegangenen Evolution dieser Bakterienspezies auf, und zwar mittels eines langsamen Vorgangs von Versuch und Irrtum, der mehrere Generationen umspannte, wobei die natürliche Selektion jene zufälligen Mutationen bevorzugte, die den Zuckerverbrauch verbesserten. Einige dieser Mutationen trugen zur Verbesserung des Designs der Flagellen und anderer Hardware-Bestandteile bei, während andere Mutationen neben anderer Software das bakterielle Informationsverarbeitungssystem verbesserten, das den Algorithmus zur Suche von Zucker in die Tat umsetzt.

Solche Bakterien sind ein Beispiel für das, was ich »Leben 1.0« nenne: Leben, in dem sich sowohl Hardware als auch Software herausbilden, anstatt gestaltet zu werden. Andererseits sind Sie und ich Beispiel für das »Leben 2.0«: Leben, dessen Hardware sich entwickelt hat, dessen Software aber größtenteils entworfen wurde. Mit Ihrer Software meine ich all die Algorithmen und Kenntnisse, die Sie benutzen, um die von Ihren Sinnen zur Verfügung gestellten Informationen zu verarbeiten, um zu entscheiden, was Sie tun wollen. Das umfasst alles, von Ihrer Fähigkeit, Ihre Freunde zu erkennen, wenn Sie sie sehen, bis zu Ihrer Befähigung zu gehen, lesen, schreiben, rechnen, singen und Witze zu erzählen.

Als Sie geboren wurden, waren Sie außerstande, irgendeine dieser Aufgaben zu erfüllen, also wurde diese Software später über den Prozess, den wir Lernen nennen, in Ihr Gehirn programmiert. Während der Lehrplan Ihrer Kindheit größtenteils von Ihren Eltern und Lehrern gestaltet wird, die entscheiden, was Sie lernen sollten, erwerben Sie allmählich mehr Selbstbestimmung, um Ihre eigene Software zu gestalten. Vielleicht erlaubt Ihnen Ihre Schule, eine Fremdsprache zu wählen: Möchten Sie ein Softwaremodul in Ihrem Gehirn installieren, das Sie befähigt, Französisch oder Spanisch zu sprechen? Möchten Sie Tennis oder Schach spielen lernen? Möchten Sie studieren, um Koch, Rechtsanwalt oder Pharmazeut zu werden? Möchten Sie etwas über Künstliche Intelligenz (KI) und die Zukunft des Lebens erfahren, indem Sie ein Buch darüber lesen?

Die Fähigkeit von Leben 2.0, seine eigene Software zu entwerfen, ermöglicht ihm, viel klüger als Leben 1.0 zu sein. Hohe Intelligenz erfordert sowohl eine Menge (aus Atomen bestehende) Hardware als auch eine Menge (aus Bits bestehende) Software. Die Tatsache, dass der größte Teil unserer menschlichen Hardware (durch Wachstum) nach der Geburt hinzugefügt wird, ist nützlich, da unsere endgültige Größe nicht durch die Breite des Geburtskanals unserer Mütter eingeschränkt ist. Genauso sinnvoll ist die Tatsache, dass der größte Teil unserer menschlichen Software nach der Geburt (durch Lernen) hinzugefügt wird, da unsere endgültige Intelligenz nicht durch die Menge an Informationen beschränkt ist, die uns bei der Empfängnis über unsere dem 1.0-Leben zugehörige DNS vermittelt werden kann. Ich wiege ungefähr 25 Mal mehr als bei meiner Geburt, und die synaptischen Verbindungen, die die Neuronen in meinem Gehirn miteinander verknüpfen, können etwa einhunderttausend Mal mehr Informationen speichern als die DNS, mit der ich geboren wurde. Ihre Synapsen speichern Ihr ganzes Wissen und Ihre Fähigkeiten als rund 100 Terabytes an Informationen, während Ihre DNS lediglich etwa ein Gigabyte speichert, kaum genug, um einen einzigen Filmdownload unterzubringen. Deshalb ist es physikalisch für ein kleines Mädchen unmöglich, bei seiner Geburt die Muttersprache perfekt zu beherrschen und bereit für seine CollegeAufnahmeprüfung zu sein. Es ist unmöglich, schon zuvor diese Informationen in sein Gehirn hochzuladen, da es dem Hauptinformationsmodul, das es von seinen Eltern erhielt (seine DNS), an ausreichender Informationsspeicherkapazität mangelt.

Die Fähigkeit, seine eigene Software zu entwerfen, versetzt das Leben 2.0 in die Lage, nicht nur klüger als das Leben 1.0 zu sein, sondern auch flexibler. Wenn sich die Umwelt verändert, kann 1.0 sich nur durch langsame Entwicklung über viele Generationen hinweg anpassen. Leben 2.0 kann sich nahezu augenblicklich mit einem Software-Update auf Veränderungen einstellen. So können beispielsweise Bakterien, die häufig mit Antibiotika in Kontakt kommen, über mehrere Generationen hinweg eine Medikamentenresistenz entwickeln, aber ein einzelnes Bakterium wird sein Verhalten nicht im Geringsten ändern. Im Gegensatz dazu wird ein Mädchen, bei dem eine Erdnussallergie festgestellt wird, sein Verhalten auf der Stelle ändern, und den Verzehr von Erdnüssen vermeiden. Diese Flexibilität verschafft dem Leben 2.0 einen noch größeren Vorteil auf der Populationsebene: Obwohl sich der Informationsgehalt in unserer menschlichen DNS im Lauf der vergangenen 50 000 Jahre nicht dramatisch verändert hat, sind die kollektiv in unseren Gehirnen, Büchern und Computern gespeicherten Informationen explodiert. Mit der Installation eines Softwaremoduls, das uns befähigt, mittels kultivierter, gesprochener Sprache zu kommunizieren, sorgten wir dafür, dass die nützlichsten, im Gehirn einer Person gespeicherten Informationen in ein anderes Gehirn übertragen werden konnten und potentiell überlebten, nachdem das Originalgehirn gestorben war. Mit der Installation eines Softwaremoduls, das uns befähigte, zu lesen und zu schreiben, wurden wir in die Lage versetzt, wesentlich mehr Informationen zu speichern und miteinander zu teilen, als man sich merken kann. Mit der Entwicklung von Gehirnsoftware, die Technik produzieren konnte (also durch das Studium von Wissenschaft und Technik), eröffneten wir einem großem Teil der Menschheit die Möglichkeit, mit wenigen Klicks den Zugang zu einem großen Teil der weltweit abrufbaren Informationen zu erhalten.

Diese Flexibilität hat das Leben 2.0 befähigt, die Erde zu dominieren. Befreit von seinen genetischen Fesseln, ist das gebündelte Wissen der Menschheit in immer höherem Tempo angewachsen, da jedem Durchbruch ein weiterer folgte: Sprache, Schrift, die Druckerpresse, moderne Wissenschaft, Computer, das Internet, und so weiter. Diese immer schneller verlaufende kulturelle Evolution unserer gemeinsamen Software hat sich als die dominierende Kraft erwiesen, die die Zukunft des Menschen formt und die das Zeitlupentempo unserer biologischen Evolution nahezu bedeutungslos macht.

(Continues…)



Excerpted from "Leben 3.0"
by .
Copyright © 2017 Max Tegmark.
Excerpted by permission of Ullstein Buchverlage.
All rights reserved. No part of this excerpt may be reproduced or reprinted without permission in writing from the publisher.
Excerpts are provided by Dial-A-Book Inc. solely for the personal use of visitors to this web site.

Table of Contents

Über das Buch / Über den Autor,
Für das FLI-Team,
Titel,
Impressum,
Dank,
Einleitung,
Die Geschichte des Omega-Teams,
Kapitel 1: Willkommen zum wichtigsten Gespräch unserer Zeit,
Kapitel 2: Materie wird intelligent,
Kapitel 3: Die nahe Zukunft: Durchbrüche, Softwarefehler, Gesetze, Waffen und Jobs,
Kapitel 4: Intelligenzexplosion?,
Kapitel 5: Nachwirkungen: die nächsten 10 000 Jahre,
Kapitel 6: Unsere kosmische Mitgift: die nächsten Jahrmilliarden und darüber hinaus,
Kapitel 7: Ziele,
Kapitel 8: Bewusstsein,
Nachwort: Die Geschichte des FLI-Teams,
Feedback an den Verlag,
Empfehlungen,

From the B&N Reads Blog

Customer Reviews